Hohe Metallbelastung in Moosen

Europäische Spitzenwerte bei der Schwermetallbelastung haben Moosproben im Raum Reutte zu Tage gebracht. Die gefundenen Substanzen Kobalt, Chrom, Vanadium und Molybdän können in höheren Konzentrationen als Gift wirken oder krebserregend sein.

Bei der Studie des Umweltbundesamtes wurden 72 Standorte in ganz Österreich auf Schwermetalle beprobt und Moose dabei als natürliche Indikatoren für Luftschadstoffe genutzt. Ziel war es, die Belastung durch Schwermetalle in Österreich möglichst gut abzubilden.

Moos

Hermann Schachner (Lizenz: CC0 1.0)

Untersucht wurde unter anderem das Rotstängelmoos

Moose technischen Geräte überlegen

Als Schwermetall-Indikatoren verrichten Moose gute Arbeit: Ihre Zellen sind so gebaut, dass sie Schadstoffe direkt aus der Luft aufnehmen und speichern können, sogar über zwei Jahre. Sie liefern also verlässliche Ergebnisse, während technische Geräte bisweilen an Grenzen stoßen und Schadstoffe nicht immer ausreichend erfassen können.

Tirol bot dabei kein allzu erfreuliches Bild: Obwohl die Schwermetallbelastung insgesamt zurückgegangen sei, gebe es auch hier Standorte, etwa im Unterinntal oder bei Reutte, die noch deutlich mit Schadstoffen belastet seien, erklärt Projektleiter Harald Zechmeister von der Uni Wien. Gewisse Stoffe seien im Vergleich zu anderen Jahren sogar noch angestiegen. Die Eintragsquellen sind dabei vielfach noch nicht geklärt. Vom Menschen verursachte Einflüsse seien nicht auszuschließen, so Zechmeister. In manchen Fällen spielt möglicherweise auch die Metallindustrie eine Rolle.

Gefahr für Menschen nicht abschätzbar

Konkret handelt es sich bei der Belastung im Unterinntal um erhöhte Quecksilber- und Kupferwerte, im Bezirk Reutte sind es hauptsächlich Kobalt, Chrom, Vanadium und Molybdän. Vor Jahren sei es beispielsweise in der Reuttener Gegend schon einmal zu Erkrankungen von Kühen durch Molybdän gekommen, erinnert sich der Projektleiter, „welche Gefahren im jetzigen Fall aber für Mensch und Tier bestehen, lässt sich aus den Werten selbst nicht abschätzen.“ Im europäischen Vergleich werde allerdings deutlich, dass es sich dabei doch um Spitzenwerte handle. Die Moosproben wurden im Jahr 2015 gesammelt und bis Ende 2016 ausgewertet. 2017 wurde die Studie veröffentlicht.

Moos

Hermann Schachner (Lizenz: CC0 1.0)

Das Etagenmoos ist eine der untersuchten Moosarten

Um Gefahren für Gesundheit und Ökosysteme künftig besser einschätzen zu können, ist bereits ein größeres EU-Projekt in Arbeit. Dafür sollen auch kritische Grenzwerte in Moosen erfasst werden. „In zwei Jahren hoffen wir mehr sagen zu können“, zeigt sich Zechmeister zuversichtlich , wichtig sei jetzt auf alle Fälle dranbleiben.

Julia Ecker; tirol.ORF.at

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