Ärger nach Öko-Studie zu Skigebieten

Laut einer bayerischen Studie hat das Skigebiet Sölden den größten ökologischen Fußabdruck in den Alpen. Untersucht wurden 1.000 Skigebiete auf ihre Auswirkung auf die Natur. Die Bergbahnen Sölden reagieren verärgert.

Der bayerische Landschaftsökologe Alfred Ringler hat erstmals alpenweit die ökologischen Auswirkungen von vier Jahrzehnten Skitourismus untersucht. Laut dieser Studie schnitt das Skigebiet Sölden alpenweit mit dem größten Fußabdruck am schlechtesten ab, teilte der WWF am Montag in einer Aussendung mit.

Große Skigebiete in großer Höhe

Ringler bewertete die Skigebiete mittels Eingriffsindex, also unter anderem Flächenverbrauch, Rodungen, Planierungen, Erosionsflächen und Beschneiung. „Die Spitzenreiter alpiner Landschaftsbelastung sind französische sowie österreichische Skigebiete“, fasste Josef Schrank vom WWF Österreich die Ergebnisse der Studie zusammen. Besonders schädlich seien vor allem die Mega-Ski-Resorts in hohen Lagen. Sie würden Ökosysteme zerschneiden, den Lebensraum bedrohter Tier- und Pflanzenarten verkleinern und störungsempfindliche Wildtiere wie Birkhuhn und Schneehase verdrängen.

WWF fordert Grenzen für Ausbau

Der Bau und Betrieb der Wintersportzentren beeinträchtige zudem die Stabilität der Gebirgslandschaft. Dies könne Hangrutschungen und Muren auslösen beziehungsweise verstärken, merkte Liliana Dagostin vom Österreichischen Alpenverein an. Wenn die alpinen Ökosysteme nicht über kurz oder lang zusammenbrechen sollen, brauche es Endausbaugrenzen für den Skitourismus. „Besonders Anlagen in den höchsten Gebirgsregionen, in der Permafrostzone oder in Mooren und Quellengebieten dürfen in Zukunft nicht mehr bewilligt werden“, forderte Dagostin.

55 Mega-Skigebiete in Europa

Alpenweit gebe es 55 Mega-Skigebiete, davon 20 in Frankreich, 17 in Österreich, zehn in Italien und acht in der Schweiz, die größer als 2.000 Hektar sind. Der Skibetrieb treffe dort auf sensibelste Ökosysteme, die sich von brachialen Eingriffen wie Grat- und Kammdurchbrüchen oder Sprengungen jahrzehntelang nicht erholen könnten. Für den WWF Österreich und den Österreichischen Alpenverein sei daher ein alpenweites, rechtsverbindliches und allseits respektiertes Raumkonzept die wichtigste Forderung, die sich aus der Studie ergebe.

Bergbahnen Sölden sprechen von Fehlern

Laut Jack Falkner, Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden, strotzt die Studie vor sachlichen Fehlern, allein schon die Fläche des Söldener Skigebietes sei völlig falsch angenommen. Damit würden auch alle Schlussfolgerungen nicht stimmen. Falkner will jetzt alle aus seiner Sicht angeführten Unwahrheiten genau herausfiltern und sich dann weitere Schritte überlegen.

Auch der Fachverband der österreichischen Seilbahnen will die Studie rechtlich prüfen lassen und das Ergebnis abwarten. „Solange behalten wir uns rechtliche Schritte gegen dieses Musterbeispiel an Pseudo-Wissenschaft vor“, sagt Hannes Parth, stv. Obmann. Obmann Franz Hörl spricht im Zusammenhang mit der Studie von einer „politisch motivierten Aktion“.