Weiter Aufregung um Lkws am Zirler Berg
Schon vor zwei Wochen gab es eine Krisensitzung in der Bezirkshauptmannschaft Innsbruck-Land, bei der Polizei, Bürgermeister und Transportunternehmer eine Lösung für den Lkw-Verkehr am Zirler Berg suchten. Angedacht wurde eine Art Blockabfertigung für Lkws, damit es zu keinen gefährlichen Staus mehr kommt - mehr dazu in Zirler Berg: Blockabfertigung angedacht. Eine Besserung sei dadurch nicht eingetreten, sagt die Zirler Vizebürgermeisterin Iris Zangerl-Walser, außerdem ändere sich durch eine Blockabfertigung nichts an der Gesamtsituation.
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Über den Zirlerberg herrscht laut Verordnung zwar Lkw-Fahrverbot, der Ziel- und Quellverkehr ist jedoch ausgenommen. Laut Zangerl-Walser ist das ein Schlupfloch, das vielmehr kontrolliert gehöre. Verschärft wird das Problem derzeit dadurch, dass täglich Dutzende Lkws Aushubmaterial von zwei Tunnelbaustellen nach Zirl transportieren - mehr dazu in Ärger über starken Lkw-Verkehr am Zirler Berg.
Thalliumhaltiges Material aus Bayern
Die beiden Baustellen befinden sich in Scharnitz und auf deutscher Seite in Oberau bei Garmisch. Zangerl-Walser und Fritz Gurgiser vom Transitforum fordern eine Überprüfung der Deponie, auf der thalliumhaltiges Material aus der Tunnelbaustelle bei Garmisch abgelagert wird, weil eine Entsorgung in Deutschland aufwendiger sein soll. Das sei keine Rechtsgrundlage für eine Ausnahmebewilligung auf dieser Strecke.
Thallium
Thallium ist ein bleiähnliches, hochgiftiges Metall. Etwa 0,8 Gramm reichen, um einen Menschen zu töten. Im Bereich der Tunnelbaustelle bei Garmisch kommt das Metall natürlich im Gestein vor.
Ebenso fordern Zangerl-Walser und Gurgiser eine Überprüfung der seit 2007 gültigen Verordnung für den Lkw-Verkehr vor allem im Hinblick auf umfassenden Umweltschutz oder die Alpenkonvention. Um die rechtlichen Grundlagen zu schaffen, müsse eine Luftgütemessstelle errichtet werden. Zur Lärmreduktion fordern die Vizebürgermeisterin und der Transitforum-Obmann weitere Lärmschutzanlagen und die Erneuerung der bestehenden Anlagen. Außerdem müsse es täglich umfassende Kontrollen des Schwerverkehrs geben.
Um die 100 Lkw-Fahrten mehr pro Tag
Aus dem Büro von Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne) heißt es dazu, es habe durch die Baustellen 2016 eine Zunahme des Lkw-Verkehrs von etwa 14 Prozent gegeben. Im Herbst habe es etwa 80 bis 110 Lkw-Fahrten mehr pro Tag gegeben. Die Bauarbeiten in Scharnitz und in Bayern würden aber einer dauerhaften Entlastung der Anrainer dienen. Die Genehmigung der Deponierung laufe über den Bund, aber der Baustellenleiter in Bayern habe gesagt, dass ein Mensch eine halbe Tonne des Gesteins essen müsste, um am vorhandenen Thallium zu sterben.
Bezüglich einer Luftgütemessstelle verweist der Sprecher von Felipe, Paul Aigner, auf die Kosten von 80.000 bis 100.000 Euro alleine für die Errichtung. Kurzfristige Messungen der Luftgüte und des Lärms hätten wenig Sinn. Faktoren wie das Wetter erforderten für seriöse Berechnungen große Datenmengen. Nach Einschätzung von Experten mache die Luftbelastung in Zirl keine zusätzlichen Messungen und Maßnahmen erforderlich. Sollte es von der Gemeinde den Wunsch nach Messungen geben, sei man aber für Gespräche offen.