Lawinengefahr in Tirol spitzt sich zu

Die Lawinensituation in den Tiroler Bergen ist derzeit kritisch und wird sich weiter verschärfen. Oberhalb von 1.800 Meter Seehöhe herrscht durchgehend „große Lawinengefahr“, Lawinen können auch auf exponierte Straßen abgehen.

Lawinen können dabei bis in die Altschneedecke durchbrechen und gefährlich groß werden. So ging Donnerstagfrüh im Kaunertal bei der Mautstelle eine große Lawine auf die in diesem Bereich gesperrte Kaunertalstraße nieder. Eine Gefahr für Siedlungen sah der Chef des Tiroler Lawinenwarndienstes, Rudi Mair, am Donnerstagvormittag noch nicht, auch wenn er nicht ausschließen wollte, dass das eine oder andere exponierte Gebäude doch von einer Lawine betroffen sein könnte.

Lawinen können spontan losbrechen

Durch die anhaltenden Niederschläge könnte zunehmend die kritische Neuschneemenge überschritten werden. Dann sei es möglich, dass Lawinen ohne Zusatzbelastung durch das große Eigengewicht des Schnees spontan losbrechen, erklärt der Lawinenexperte. Besonders betroffen könnten der Raum Arlberg, das Außerfern, die Nordalpen, das Unterland und der Tauernkamm sein, da es hier über einen Meter Neuschnee geben könnte. Laut Mair sind weitere Straßensperren wegen Lawinengefahr möglich, betroffen könnte auch die Felbertauernstraße sein.

Rudi Mair im Büro

ORF

Rudi Mair vom Lawinenwarndienst spricht von der kritischsten Situation in dieser Saison

Die Schneefallgrenze lag am Donnerstagvormittag am Arlberg bei etwa 1.300 bis 1.400 Meter Seehöhe, gegen den Alpenhauptkamm stieg sie auf etwa 1.800 Meter an, sodass unter 1.800 Meter Seehöhe auch Nassschneelawinen möglich sind. Die Schneefallgrenze wird aber bis Freitagfrüh auf etwa 1.000 Meter sinken.

Lawinenunfall in der Silvretta

In der Silvretta wurde am Donnerstagvormittag bei einem Lawinenabgang ein österreichischer Tourengeher auf Schweizer Staatsgebiet verschüttet. Er konnte leicht verletzt geborgen werden. Hubschrauber konnten wegen des Wetters nicht an die Unfallstelle fliegen, sie brachten die Retter so nahe wie möglich zur Unfallstelle. Die Lawine war östlich der Gamspleisspitze abgegangen.

Gefahr durch schönes Wetter am Samstag

Besorgt äußert sich Mair mit Blick auf das Wochenende. Am Samstag soll es schönes Wetter geben, und mancher Wintersportler wird den Verlockungen durch den Tiefschnee nicht widerstehen können. Für Mair sei das „eine ganz ungute Sache“, „es würde mich schwerstens wundern, wenn am Samstag nichts ist“. Die Lawineneinsatzzüge in St. Johann und Landeck werden daher am Wochenende in Einsatzbereitschaft stehen.

Keine Hochwassergefahr

Eine Gefahr für Hochwasser durch die starken Niederschläge sieht man beim Hydrographischen Dienst des Landes Tirol nicht. Laut Klaus Niedertscheider habe es von Mittwoch auf Donnerstag zwar etwa 30 bis 50 mm Niederschlag gegeben, derzeit führten die Bäche und Flüsse in Tirol aber Mittelwasser. Bis Freitag könnte sich der Niederschlag auf insgesamt 80 mm summieren, und da könnte es noch den einen oder anderen Anstieg bei den Pegeln geben. Da der Niederschlag oberhalb von etwa 1.300 Metern als Schnee fällt, sieht Niedertscheider kein Problem.

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