MPreis: 4.000 Mitarbeiter und kein Betriebsrat

Nach wie vor gibt es auch in Tirol tätige Handelsunternehmen mit teilweise Tausenden Mitarbeitern ohne Betriebsrat. So gibt es beim Lebensmittelhändler MPreis trotz seiner 4.000 Mitarbeiter keinen Betriebsrat.

Vor knapp einem Monat hatte die Drogeriekette Müller für Negativschlagzeilen gesorgt. Eine Mitarbeiterin, die einen Betriebsrat gründen wollte, wurde gekündigt. Aber dass es in großen Handelsunternehmen mit Hunderten oder Tausenden Mitarbeitern keinen Betriebsrat gibt, ist kein Einzelfall. Die Gewerkschaft der Privatangestellten weist nun darauf hin, dass es auch bei Zara, Deichmann, Marionnaud, XXXLutz und MPreis keine Betriebsräte gibt.

Betriebsrat bei den meisten Lebensmittelketten

Mit den großen Lebensmittelhandelsketten ist man in der Gewerkschaft der Privatangestellten eigentlich zufrieden. Überall gibt es Betriebsräte, außer im Familienunternehmen MPreis, das mit immerhin 4.000 Mitarbeitern vor allem in Tirol tätig ist.

Die Gewerkschaftssekretärin Anita Palkovich kritisiert, es gebe immer wieder arbeitsrechtliche Streitfälle mit MPreis. Nichtsdestotrotz seien dort alle Versuche gescheitert, einen Betriebsrat zu gründen. „Unsere Erfahrung ist, dass die Beschäftigten einfach Angst haben um ihren Arbeitsplatz.“ MPreis sei vor allem im ländlichen Bereich angesiedelt, wo es aufgrund der Infrastruktur noch einmal schwieriger sei und die Angestellten ihren Arbeitsplatz nicht mit einer Betriebsratsgründung riskieren wollen.

Von MPreis heißt es, man sei bestrebt, Entscheidungen im Interesse der Mitarbeiterinnen zu treffen. Außerdem habe man ein Vertrauensteam geschaffen, an das sich Mitarbeiter wenden können, auch anonym und über eine Hotline. Bei der Gewerkschaft sieht man solche Maßnahmen allgemein eher als Versuch, gewählte Betriebsräte zu verhindern. Da werde einfach die Stimmung suggeriert: „Betriebsrat - das brauchen wir nicht, wir lösen unsere Probleme miteinander.“

Auch XXXLutz ohne Betriebsrat

Auch die Möbelhandelskette XXXLutz argumentiert, es gebe Vertrauenspersonen, an die ohne Formalismen Fragen herangetragen werden können. Betriebsrat gibt es bei rund 9.000 Mitarbeitern in Österreich keinen. In Deutschland gab es vor Jahren Vorwürfe, Lutz-Betriebsräte seien versetzt worden oder man habe ihnen hohe Abfertigungen angeboten.

Ein betriebsratsloses Sorgenkind ist für die Gewerkschaft auch Zara. Im Textilbereich zeige sich, dass es Betriebe gibt, die versuchen auf Zeit zu spielen, indem man zuerst sage: „Natürlich können die Beschäftigten einen Betriebsrat gründen.“ Dann scheitere es an den einfachsten Dingen, entweder an Terminvereinbarungen, um die Beschäftigten zu informieren, oder daran, an Informationen zu gelangen, um eine Wahl vorbereiten zu können. An und für sich gebe es bei Zara ein internationales Abkommen, dass europaweit Betriebsräte errichtet werden, aber „irgendwie kommen wir dort nichts ins Tun“.

Argumentation mit „Mitarbeiterzufriedenheit“

Auch die Parfümeriekette Marionnaud mit 700 und die Schuhandelskette Deichmann mit rund 1.400 Mitarbeitern in Österreich haben keinen Betriebsrat. Gewerkschaftssekretärin Palkovich sagt, man könne sich eigentlich nicht erklären, warum es dort keinen Betriebsrat gebe, weil es selbstverständlich sein sollte, seinen Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, aktiv ihre Arbeitsbedingungen mitzugestalten.

Von Deichmann heißt es, man würde der Gründung eines Betriebsrats nicht im Weg stehen, in Deutschland habe man einen. In Österreich sei wohl die hohe Mitarbeiterzufriedenheit ein Grund, dass es bisher keine Initiative von Mitarbeitern gegeben habe, einen Betriebsrat zu gründen. Bei manchen Betrieben könnte auch die Angst um den Arbeitsplatz eine Rolle spielen, meint die Gewerkschaftssekretärin.