Bindungen lösen bei Frauen oft nicht aus

Frauen erleiden beim Skifahren wesentlich häufiger Knieverletzungen als Männer. Bei Frauen lösen Skibindungen bei Stürzen auch nachweislich seltener aus. Ein Innsbrucker Sportwissenschaftler geht jetzt den geschlechtsspezifischen Unterschieden nach.

Skibindungen werden derzeit für Frauen und Männer nach demselben Schlüssel eingestellt, der in einer ISO-Norm festgelegt ist. Kriterien sind das selbst eingeschätzte Fahrkönnen, Größe und Gewicht des Skifahrers oder der Skifahrerin sowie die Länge der Schuhsohle. Nicht berücksichtigt wird bisher das Geschlecht.

Jede zweite Verletzung betrifft Knie

Der Sportwissenschaftler Markus Posch von der Universität Innsbruck weiß, dass bei Frauen Bindungen trotz normgerechter Einstellung seltener auslösen und häufiger zu Knieverletzungen führen. Jede zweite Frau, die von der Pistenrettung abtransportiert wird, hat eine Knieverletzung, bei Männern ist es nur jeder vierte. Außerdem geben 80 Prozent der Frauen mit einer Knieverletzung an, dass sich ihre Bindung bei einem Sturz nicht gelöst hatte, bei Männern waren es nur 60 Prozent.

Frau versucht im Labor Skibindung auszulösen

Markus Posch

Versuche zur Bindungsauslösung im Labor

In seiner Dissertation untersuchte Posch die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Auslösung von Bindungen. Dazu versuchten 30 Versuchspersonen im Labor, ihre Bindung selber auszulösen. Während das elf der 15 Männer zumindest einmal schafften, brachten nur drei von 15 Frauen die Bindung zum Auslösen. Wenn die Bindung nicht ausgelöst wurde, zeigte sich auch, dass Frauen den Grenzwert für die Auslösung in der Regel weiter verfehlten als Männer.

Auf Nachfrage wird Bindung leichter eingestellt

Auch wenn die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind, hat Posch einen Tipp auf Lager. Schon jetzt sehe die ISO-Norm eine Toleranzgrenze von 15 Prozent vor. Auf Nachfrage könne daher schon jetzt die Bindung um 15 Prozent sensibler eingestellt werden, ohne die Norm zu verletzen. Posch glaubt nicht, dass eine geringfügig leichter eingestellte Bindung zu mehr Fehlauslösungen führt, das hätten auch bisherige Versuche in Frankreich gezeigt.

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