Landgasthaus: Das Herz im Dorf schwächelt

Zuletzt hat die Allergenverordnung traditionellen Dorfgasthäusern das Überleben schwer gemacht. Immer mehr Tiroler Gemeinden haben trotz attraktiver Bedingungen kein Gasthaus mehr. Diesem Trend gegenüber stehen einzelne Neueröffnungen, z.B im Gschnitztal.

Eine der Tiroler Gemeinden ohne Wirtshaus ist Stanz im Oberland. Trotz günstiger Sonnenlage ist das Gasthaus seit August 2016 geschlossen. Im Dorf fehlt ein Treffpunkt, bedauert Bürgermeister Martin Auer. „Gott sei Dank haben wir ein funktionierendes Vereinsleben. Da gehen dann die Männer halt in ihren Verein und können dort ein Bier trinken.“

Verwaistes Dorfgasthaus Stanz

ORF

Das Gasthaus in Stanz hat eine sonnige Terrasse

Die Gemeinde bietet einem interessierten Pächter ein bezugsbereites Haus, Küche, Gaststube mit 60 Sitzplätzen, Gemeindesaal für Bälle, Wintergarten und Sonnenterasse. Noch einen Anreiz hat Bürgermeister Auer. „Wir haben auch eine Wohnung, die wir dem neuen Pächter geben würden, eine 90 Quadratmeter große Wohnung mitten im Dorf“, erklärt der Bürgermeister.

Der Dorfwirt liegt am beliebten Spazierweg zwischen Grins und Stanz und am Jakobsweg. Gerade bei schönem Wetter sind viele Spaziergänger unterwegs. „Wenn man ein Konzept hat und mit heimischen Produkten arbeitet, kann man davon, glaube ich, sehr gut leben,“ sagt Auer. Das Dorfgasthaus könnte den Jahreszyklus im Ort mitprägen. „Wenn jemand stirbt, findet das Totenmahl dort statt, wenn jemand auf die Welt kommt, kann man hier feiern.“

Gutes Geschäft am Ende des Tales

Ein Beispiel erfolgreicher Revitalisierung findet sich im Gasthof Feuerstein im hintersten Gschnitztal. Vor kurzem hat Georg Heidegger den Gasthof gekauft und renoviert, heute betreibt er ihn erfolgreich.

Gasthaus im Gschnitztal

Heidegger

Im Gschnitztal gibt es seit einiger Zeit wieder ein Gasthaus

Der Gasthof werde von Einheimischen und Gästen angenommen. Die Lage am Ende des Tales sei gut, aber die Selbständigkeit sei immer ein Risiko. Er habe keine Zimmer und sei nur auf Tagesgäste ausgerichtet, so Heidegger, „da muss die Küche passen."

Seinem enormen Einsatz – das Gasthaus sei an sieben Tage geöffnet von 7.00 Uhr früh bis 22.00, 23.00 Uhr – gegenüber stehe eine Befriedigung darüber, dass die Gäste gerne kämen und zufrieden seien. Heidegger glaubt, dass eine gute Küche, freundliches Personal und eine ganztägige Öffnungszeit ohne Nachmittagspause seinen Erfolg ausmachen. „Die Leute wissen, das Gasthaus hat offen und es ist jemand da, auch wenn das Wetter schlecht ist.“

Wirte stöhnen unter „Bürokratie“

Bei schönem Wetter seien die Gasthäuser oft gut besucht, bei schlechtem müsste man zwei Räume zusperren oder das ganze Gasthaus erst gar nicht aufmachen. Planung sei da fast nicht möglich, sieht Klaus Plank von der Wirtschaftskammer und selbst Gastwirt einen der Gründe für die Schwierigkeiten in der Branche.

Weiters würden die behördlichen Auflagen den Wirten viel abverlangen. Er nennt das Rauchergesetz, Barrierefreiheit, Brandschutz sowie Sicherheitsauflagen, Registrierkassenpflicht und zuletzt die Allergenverordnung. Die Fülle an Bürokratie ersticke die Motivation vieler Wirte, sagt Plank. Für das Funktionieren von Wirtshäusern setzt er auf Familienbetriebe.