80. Geburtstag von Ex-LH Wendelin Weingartner

Wendelin Weingartner feiert am Dienstag seinen 80. Geburtstag. Von 1993 bis 2002 war er Tirols Landeshauptmann, in seine Amtszeit fielen unter anderem der EU-Beitritt und die nach wie vor ungelöste Transitproblematik.

Die Ära Weingartner fiel in die Zeit des österreichischen EU-Beitritts und der damit einhergehenden Internationalisierung, der Jahre des tatsächlichen Abgesangs auf eine von Rot und Schwarz dominierte Republik aufgrund des unaufhaltsamen Aufstiegs der FPÖ unter Jörg Haider. „Es war der Abschied von der Wallnöfer-Ära“, analysierte Weingartner kurz vor seinem runden Geburtstag. Sein Vorgänger Alois Partl (ÖVP) sei noch unter die Ära des legendären Langzeitlandeshauptmannes einzuordnen gewesen.

„Aufbruch in der Partei“

Weingartner war nie ein klassischer Parteimann. Die parteiinterne Ochsentour vor der Erlangung von Ämtern und Positionen, blieb dem Mann, der seit dem Jahr 1963 mit einer kurzen Unterbrechung im Landesdienst beschäftigt war, erspart. Den „Aufbruch in der Partei“ zählte Weingartner dann auch in der Rückschau zu seinen bleibenden Verdiensten. Den Einfluss der Bünde versuchte er zurückzudrängen.

1999 Verlust der absoluten Mehrheit im Landtag

Bei der Landtagswahl 1994 gelang es der ÖVP, entgegen allen Prognosen, erneut die absolute Mandatszahl im Landtag zu halten. Trotz prozentueller Stimmenverluste erreichte die Volkspartei 19 der 36 Sitze und damit die absolute Mehrheit. Bei der Landtagswahl 1999 musste die ÖVP den Verlust des 19. Mandates und damit der absoluten Mehrheit hinnehmen.

Wie ein roter Faden zog sich die Transitproblematik durch die Amtszeit Weingartners. Mit der gegen Widerstände durchgesetzten Unterinntalbahn konnte jedoch ein politischer Erfolg verbucht werden.

Besonderes Anliegen Südtirol-Politik

Auch die Europäisierung Tirols, das Denken „über die Nordkette hinaus“, gehöre auf seiner Habenseite verbucht, so Weingartner. Die Südtirol-Politik war ihm allein aufgrund seiner familiären Herkunft - seine Mutter war Südtirolerin - ein besonderes Anliegen.

Ein solches grenzüberschreitendes Herzensanliegen Weingartners läutete dann aber auch ab dem Jahr 2001 dessen politisches Ende ein. Der Landeshauptmann wollte eine Fusion der landeseigenen Hypobank mit der Südtiroler Sparkasse zu einer Holding mit Sitz in Bozen. Es entbrannte ein heftiger parteiinterner Konflikt - Weingartner hatte wichtige Player wie den Bauernbund gegen sich. Auch sein damaliger LHStv. und Parteichef Ferdinand Eberle stemmte sich dagegen. Die Partei war in zwei Lager gespalten, Eberle gab im Oktober 2001 den Parteivorsitz an Herwig Van Staa ab.

2002 zum vorzeitigen Rückzug entschlossen

Bereits im Jahr 2000 hatte Weingartner seinerseits den Parteivorsitz abgegeben. Bis 2004 wollte er Landeschef bleiben, doch wohl auch den geänderten (parteiinternen) Verhältnissen geschuldet entschloss er sich 2002 zum vorzeitigen Rückzug. Es war ein Abschied, den er hinauszögerte, Van Staa scharrte schon in den Startlöchern.

Seit dem Ende seiner politischen Karriere tritt Weingartner öffentlich relativ selten in Erscheinung und hält sich mit Kommentaren zurück. Nach dem Ausscheiden aus der Politik beteiligte er sich an „Unternehmen im IT-Bereich“, derzeit schreibt er unter anderem noch Kommentare zu Wirtschaftsthemen, zudem bringt er zweimal in der Woche jungen Flüchtlingen bei sich zuhause die Deutsche Sprache bei.

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Weingartner bereitet sich auf den Unterricht mit den Flüchtlingen vor. Es sei eine Verpflichtung für ihn.

Mit schwarz-grüner Koalition durchaus zufrieden

Mit der nach der Landtagswahl 2013 von Günther Platter (ÖVP) gezimmerten schwarz-grünen Koalition sei er durchaus zufrieden: „Aus heutiger Sicht ist es keine schlechte Regierung“. Tirol befinde sich in einer guten Situation, die wirtschaftliche Lage sei zufriedenstellend und die Landesfinanzen zweifelsohne in Ordnung. Zu einer schwarz-grünen Festlegung im Wahlkampf riet Weingartner der Volkspartei allerdings nicht - diese werde aber ohnehin nicht erfolgen. Die ÖVP müsse „offen sein“, und schauen, welche Positionen von den anderen Parteien nach der Wahl bezogen werden. Und überdies: „Zuviel grün wird in Tirol auch nicht gut sein“, stellte Weingartner fest.

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Bei seinem 70. Geburtstag analysierte der Alt-Landeshauptmann, dass das nationale Denken wieder aufleben werde. Zehn Jahre später sieht er sich in seiner Prognose bestätigt.

„Platter ein typisches Tiroler Polittalent"

Mit Platter, der früher als Weingartner-Mann galt, habe er nach wie vor ein „gutes Verhältnis“. Dieser brauche zwar seinen Rat nicht, aber man tausche sich aus - besonders in Südtirol-Fragen. Er habe den jetzigen Landeschef forciert, erinnerte Weingartner. „Er ist ein typisches Tiroler Polittalent“, urteilte er über seinen Nach-Nachfolger. „Er ist sehr fleißig, kann mit den Leuten gut umgehen und er sagt nie dumme Sachen“, fand er lobende Worte für den Amtsinhaber.

Leidenschaft für Berge geblieben

Die Leidenschaft für die Berge ist Weingartner laut eigenen Angaben bis heute geblieben. Skitouren gehören nach wie vor zu einer seiner Lieblingsbeschäftigungen. Gesundheitlich gehe es ihm dem Alter gemäß „relativ gut“. Weingartner ist verheiratet und Vater von vier Kindern.