FC Wacker: So steht es um die Finanzen

Der FC Wacker Innsbruck befindet sich einmal mehr in turbulenten Zeiten - sportlich genauso wie auf Vorstandsebene und gerüchtemäßig auch finanziell. Doch Letzteres verneint man beim Erstligisten. Die Lage sei nicht einfach aber, auch nicht prekär.

Einen Traditionsverein wie den FC Wacker zu führen, ist vermutlich nicht einfach. Schon gar nicht, wenn der sportliche Erfolg schon so lange auf sich warten lässt. Da gehen immer wieder die Emotionen hoch - bei den Fans genauso wie bei den Geldgebern und letztendlich bei den Vereinsverantwortlichen selbst. Letztere sind es wohl, die das größte Interesse daran haben, dass endlich Ruhe im Verein einkehrt und man endlich in ruhigere sportliche wie auch finanzielle Gewässer fährt.

Wichtige Weichen vorerst gestellt

Nach dem angekündigten Rücktritt von Wacker-Präsident Josef Gunsch, der seitdem operativ nicht mehr sehr aktiv zu sein scheint, leiten derzeit die übrigen Vorstandsmitlieder - u.a Andreas Perger, Thomas Kerle, Martin Ausserlechner und Josef Hauser - die Geschicke des Vereins. Mit Karl Daxbacher hat man die Trainerfrage gelöst und der Verkauf von Rami Tekir an den Ligakonkurrenten Liefering spült frisches Geld in die Vereinskassa. Über die Ablösesumme wurde allerdings Stillschweigen vereinbart.

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Kritik der Landesbank weist Wacker zurück

In „Tirol heute“ stellt Hypo Tirol Bank Vorstand Johannes Haid die Zusammenarbeit mit dem FC Wacker in Frage. Beim FC Wacker weist man die Vorwürfe der Landesbank aber zurück.

Überbrückungskredit wird im Jänner zurückbezahlt

Wie es tatsächlich um die Finanzen beim FC Wacker steht beantwortet Vorstandsmitglied Thomas Kerle, seineszeichens Rechtsanwalt in Innsbruck, gegenüber ORF Tirol so: „Die Lage ist wie in den letzten Jahren angespannt aber bei weitem nicht prekär!“ Am Jahresende, wenn für Spieler und Mitarbeiter das doppelte Gehalt anfällt, werde es liquiditätsmäßig jedes Jahr vorübergehend knapp.

Heuer war es, so Kerle, erstmals nicht möglich, dass Sponsorengelder, die erst Anfang 2017 fließen sollten, vorgezogen werden. Deshalb habe man sich mit einem 300.000 Euro Überbrückungskredit der Hypo Tirol beholfen. Noch im Jänner werde dieser Kredit aber zurückbezahlt. Ein dementsprechender Vorstandsbeschluss sei am Mittwoch gefallen, so Kerle.

Platter kritisierte Förderungsverpfändung

Für den Überbrückungskredit forderte die Hypo Tirol Bank Sicherheiten. Eine davon war die vom Land zugesagte Nachwuchsförderung in Höhe von 250.000 Euro. Das kritisierte am Dienstag Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP): „Wenn Gelder zur Verfügung gestellt werden, erwarte ich mir, dass sie dem Zweck entsprechend verwendet werden.“ Die Gelder zum Stopfen von Löchern zu verwenden, werde wohl nicht die „Idee des Gefechts“ gewesen sein.

Diese Kritik kann man beim FC Wacker allerdings nicht nachvollziehen, weil hier in keiner Weise Fördergelder dem Nachwuchs vorenthalten werden, so Kerle. Die Fördergelder des Landes fließen immer im Nachhinein und das nur gegen Vorlage und Prüfung der Belege. Zudem war von Anfang an klar, dass dieser Überbrückungskredit ehestmöglich wieder zurückbezahlt werden wird, so Kerle. Außerdem habe die Landesbank diese Sicherheit gefordert.

Hypo hinterfragt Zusammenarbeit mit Wacker

Die Ära Josef Gunsch war unter anderem geprägt von einer intensiven Zusammenarbeit mit der Hypo Tirol Bank und deren Aufsichtsratschef Wilfried Stauder. Letzterer war mit seiner Steuerberatungskanzlei für den FC Wacker tätig und ist auch an der Firma Physiotherm von Josef Gunsch maßgeblich beteiligt.

Seit Josef Gunsch seinen Rücktritt mit der kommenden Generalversammlung bekannt gegeben hat, scheint die Chemie zwischen dem FC Wacker und der Hypo Tirol nicht mehr die beste zu sein. Hypo-Vorstand Johannes Haid hinterfragt im ORF-Interview nicht nur die Rolle und den 240.000-Euro Vertrag von Manager Alfred Hörtnagl, sondern auch generell die Zusammenarbeit mit dem FC Wacker: „Wenn ein Verein irgendwann nicht mehr richtig wirtschaften kann, dann muss man hinterfragen ob der aus Sicht der Reputation schon der richtige Partner ist.“

Bei Wacker will man in Ruhe arbeiten

Die Kritik der Hypo Tirol Bank weist man beim FC Wacker aufs Schärfste zurück. Man könne sehr wohl wirtschaften und es gebe auch kein Finanzloch im Budget. Man werde auch die entsprechenden Maßnahmen umsetzen, um den Verein finanziell zu konsolidieren, ohne die sportliche Existenz zu gefährden. Mit Saisonende laufen zudem zahlreiche teils hochdotierte Spielerverträge aus, was dem FC Wacker größeren, finanziellen Spielraum verschaffe, so Kerle.

Was die Person des Managers betrifft, steht die Vereinsführung voll hinter Alfred Hörtnagl. Sein Arbeitspensum sei enorm und die Entlohnung adäquat. Den Vertrag mit Hörtnagl habe allerdings nicht der jetzt amtierende Vorstand ausverhandelt, so Kerle. Außerdem habe Hörtnagl im Fall des nach dreieinhalb Monaten entlassenen Trainers Jacobacci selbst in die eigene Tasche gegriffen und dem Verein ermöglicht, ohne zusätzliche Kosten eine Lösung zu finden, so Kerle. Der Manager habe dabei auf einen nicht unwesentlichen Teil seines Gehalts verzichtet.

Kontrolle ja, aber keine Personalhoheit

Dass angesichts der hohen Zuwendungen aus öffentlichen Geldern - in Summe rund 2,5 Millionen Euro jährlich - die Politik und auch die Vertreter der Landesunternehmen ein kontrollierendes Auge auf den FC Wacker richten, sei aus Vereinssicht absolut verständlich. In Personalfragen, also was Manager, Trainer oder Spieler betrifft, müsse die Hoheit beim Vorstand des FC Wacker bleiben, so Kerle - sonst würde es keinen Vorstand brauchen. Seitens der Vorstandes sei man jedenfalls mehr als zuversichtlich, dass man den FC Wacker 2017 wieder in ruhigere Gewässer führen wird können.

Stefan Lindner; tirol.ORF.at

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