Nach Sturz-Orgie große Vorfreude auf Kitz

Die Hahnenkammabfahrt vor einem Jahr ist von einer Sturz-Orgie überschattet gewesen. Viele Stars mussten in Kitzbühel die Saison verletzungsbedingt beenden. Für die Rennen heuer wurden zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen.

„Wir fahren nicht mit unguten Gefühlen hin, die Stürze sind aufgearbeitet. Die Athleten freuen sich auf Kitzbühel“, versicherte ÖSV-Rennsportleiter Andreas Puelacher. Von Kitzbüheler Seite habe man versucht, alles zu machen, damit vor allem jener Teil, wo die Stürze passiert sind, sicherer werde. An der Hausbergkante wurde eine Flutlichtanlage montiert. „Wenn der Wetterbericht stimmt und wir schönes Wetter haben, dann können wir uns auf Kitzbühel nur freuen“, so Puelacher.

Konturen waren nicht mehr sichtbar

Das Problem an der Schrägfahrt sei gewesen, dass durch das Rutschen eine leichte Kompression entstanden sei. „Darauf wird man nun Augenmerk legen. Die FIS will auch weniger Farbe verwenden. Nach der ganzen Woche war da so viel Farbe drinnen, es war alles blau, man hat die Konturen nicht gesehen. Durch das Rutschen hat sich die blaue Farbe der Querlinie verschoben“, erinnerte Puelacher.

Chronologie der Ereignisse 2016

Gleich im ersten Training erwischte es Max Franz. Der Kärntner erlitt multiple Verletzungen an Knie, Hand und Sprunggelenk und kehrte nach seinem Sieg im Dezember in der Abfahrt von Gröden als einer der Mitfavoriten zurück.

Max Franz nach Sturz

APA/Hans Klaus Techt

Max Franz nach seinem Sturz

Im Donnerstag-Training warf die Streif Florian Scheiber ab. Der Tiroler erlitt Bänderrisse im Knie und beendete seine Karriere - mehr dazu in Florian Scheiber bei Streif-Training verletzt. Auch ein ÖSV-Trainer musste nach einem Ausrutscher mit Bänderrissen ins Spital.

Aksel Lund Svindal als großer Favorit am Start

Mit einem Super-G-Sieg bei strahlend schönem Wetter - mehr dazu in Aksel Lund Svindal gewinnt Super-G in Kitz - machte sich am Freitag der im Gesamtweltcup führende Svindal für den Abfahrts-Showdown bereit, Hannes Reichelt stimmte Ski-Österreich mit Platz drei auf weitere Erfolge ein. Im Kombi-Slalom am Abend rutschte Svindal jedoch raus und wurde wegen einer leichten Oberschenkelzerrung physiotherapeutisch behandelt. Er meldete sich für die Abfahrt aber „99,9 Prozent“ fit.

Der „Super-Saturday“ begann mit zwei Verschiebungen. Wegen Schneefalls startete die Abfahrt um 12.45 Uhr vom Ersatzstart oberhalb der Mausefalle. Der Reihe nach stürzten bei schlechter Sicht Georg Streitberger (Startnummer 7), Reichelt (17) und Svindal (19) in der Kompression vor der Einfahrt in die Traverse und landeten unter dem Aufschrei der 50.000 Zuschauer im Netz. Svindal hatte sich mehrfach überschlagen, stand jedoch auf und humpelte davon.

Hannes Reichelt

APA/Robert Jäger

Hannes Reichelt landete bei seinem Sturz im Fangnetz

Schwere Verletzungen nach Stürzen

Für Svindal bedeute der Sturz das Saisonende wegen eines Risses des vorderen Kreuzbandes und des Meniskus sowie eines Knorpelschadens im rechten Knie - mehr dazu in Saison für Svindal nach Kitzbühel-Sturz vorbei. Saisonende hieß es auch für Streitberger mit multiplen Bänderrissen im rechten Knie (vorderes Kreuzband, Seitenband, Innenband) und Pause für Reichelt wegen einer Knochenprellung im linken Knie - mehr dazu in Schwere Stürze in Kitz-Abfahrt und Krankenbesuch bei Skistars in Hochrum.

Abbruch bei Nummer 30 aus Sicherheitsgründen

Nach dem Sturz von Svindal intervenierte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel bei FIS-Renndirektor Markus Waldner, das Rennen abzubrechen. „Die Show ist die eine Sache, aber der Sport ist die andere. Und die Sicherheit der Läufer muss das Primäre sein“, sagte der Skiverbands-Chef. Die Abfahrt wurde nach Startnummer 30 wegen immer schlechterer Sichtverhältnisse aus Sicherheitsgründen abgebrochen und mit dem Südtiroler Peter Fill als Sieger gewertet.

(v.l.) Beat Feuz (SUI, Rang 2), Peter Fill (ITA, Rang 1) und Carlo Janka (SUI, Rang 3)

APA/Georg Hochmuth

Das Siegerpodest 2016: Beat Feuz, Peter Fill und Carlo Janka]

In der Mannschaftsführersitzung am Abend gingen die Emotionen hoch. „Wir wissen, dass diese Passage schwierig ist. Es sind Wellen dort, das Licht war flach. Es war sehr schwierig, die Wellen zu sehen, das hat wahrscheinlich die Fehler verursacht, die Konsequenz waren Stürze. Und wir wissen, dass diese Stelle keine Fehler erlaubt“, sagte Waldner - mehr dazu in Streif: Diskussionen nach schweren Stürzen.

„Der eine überlebt es, der andere überlebt es nicht“

Und Puelacher meinte damals: „Es ist schon so viel blau gewesen, dass man die Kanten von den Wellen nicht gesehen hat.“ Um dies zu vermeiden, will man heuer mit der Farbe sparsamer umgehen. Warum es die beiden Topstars exakt an der gleichen Stelle erwischt habe, erklärte Puelacher damit, dass es die Linie zum Sieg gewesen sei. „Das hat man bei Peter Fill gesehen, der hat dann gewonnen. Der eine überlebt es, der andere überlebt es nicht“, waren Puelachers drastische Worte.

Der Rettungshubschrauber war dann übrigens auch am Sonntag beim Slalom in der Luft, der Italiener Giuliano Razzoli erlitt bei einem Sturz einen Kreuzbandriss - mehr dazu in Kristoffersen gewinnt Kitzbühel-Slalom.

550.000 Euro Preisgeld am Rennwochenende

Mit dem Wegfall der Kombination verringert sich zwar das Gesamtpreisgeld für die 77. Auflage der Hahnenkamm-Rennen der Herren im Alpinskilauf von Freitag bis Sonntag in Kitzbühel, in den verbliebenen Rennen gibt es aber für jeden Platz Erhöhungen. Gesamt werden 550.000 Euro ausgeschüttet.

Laut Kitzbüheler Ski Club (K.S.C.) bekommen Abfahrts- und Slalomsieger jeweils 74.000 Euro brutto, im Super-G erhält der Gewinner 55.500. Für die Top-30 wird jeweils Preisgeld ausbezahlt.

Links: