Rettungsdienste beklagen Kirchturmpolitik
Die Tiroler Gemeinde Nauders am Reschenpass ist acht Minuten Fahrzeit von der Südtiroler Gemeinde Graun entfernt. Dazwischen liegt die Staatsgrenze. Eine Grenze, die es in der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino eigentlich nicht mehr geben sollte.
Patienten hätten oft kein Verständnis
Aber der bodengebundenen Südtiroler Rettungsdienst Weißes Kreuz darf auch für Notfälle mit dem Rettungswagen nicht über die Grenze. Die Vorgabe ist zudem, das nächstgelegene Krankenhaus Schlanders anzufahren, obwohl Zams gleich weit wäre, sagt Simone Noggler vom Sektionsausschuss „Weißes Kreuz Vinschgauer Oberland“: „Wir als Sanitäter haben das Problem, dass wir einem Tiroler Patienten beibringen müssen, dass wir ihn trotz gleicher Entfernung in das Südtiroler Krankenhaus fahren müssen.“
ORF
Transporte nach Österreich nur gegen Bezahlung
Krankentransporte nach Österreich werden nur gegen Bezahlung erledigt. Auch werden die österreichischen Kollegen nicht angefordert, kritisiert Helmut Federspiel vom Roten Kreuz Nauders: „Wenn ich einen Einsatz habe, bin ich in sieben bis acht Minuten vor Ort. Und umgekehrt das Weiße Kreuz genauso in Nauders. Aber wir werden nicht angefordert.“
Unglücklich über die Situation ist auch die Grauner Vizebürgermeisterin Andrea Frank. Sie pocht ebenso wie ÖVP-Sicherheitsspercher Anton Mattle auf die Einhaltung des Dreierlandtag-Beschlusses. Demnach müsse das schnellste Rettungsmittel angefordert werden, so Frank: „Wir reden von Notfällen. Keiner will dem anderen was nehmen. Es soll der Patient im Notfall die bestmögliche Versorgung haben.“
Die zuständige Südtiroler Gesundheitslandesrätin Martha Stocker will dazu kein Interview geben. Das sei eine Verrechnungs- und Versicherungssache und Angelegenheit des Weißen Kreuzes. In Tirol herrscht darüber Kopfschütteln. Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg will das jetzt mit seiner Amtskollegin in Bozen klären.