Tirol Schlusslicht bei Kinder- und Jugendhilfe

Tirol hinkt bei der Kinderfürsorge hinterher. Österreichweit gesehen gibt Tirol für Kinder und Jugendliche mit Problemen am wenigsten Geld aus. Das zeigt eine erstmalige Erhebung der Statistik Austria.

Kinder- und Jugendhilfe

Die Kinder- und Jugendhilfe (ehemals Fürsorge) bietet Hilfe in verschiedenen Formen für Kinder, Jugendliche und Eltern. Das Angebot reicht von der Erziehungsberatung über Kinderschutz oder Notschlafstellen bis hin zum Pflegekinderwesen.

Rund 600 Euro pro Kind gibt das Land Steiermark durchschnittlich für die Kinder- und Jugendhilfe aus. In Tirol ist es mit gut 300 Euro pro Kind nur die Hälfte. Zuständig, um Kindern mit Problemen zu helfen, ist das Land Tirol.

Das Land lagert die meisten Maßnahmen an Hilfsorganisationen wie etwa das SOS-Kinderdorf aus. Dort ist das Problem seit Jahren bekannt.

Tirol Schlusslicht in Kinder- und Jugendhilfe

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Für Kinder mit Problemen gibt Tirol österreichweit gesehen am wenigsten Geld aus.

Das Geld reicht seit Jahren nicht aus, sagt Wolfgang Katsch von SOS-Kinderdorf. Er ist bei SOS-Kinderdorf für Westösterreich zuständig und kennt die Situation in mehreren Bundesländern. „Kinder in Tirol haben weniger Chance auf Unterstützung als in anderen Bundesländern. In vielen Bundesländern Österreichs werden maßgeschneiderte Lösungen für Kinder mit Problemen geschaffen. Dort wird nicht erst gefragt, was das kostet. In vielen Fällen ist doppelt so viel Geld für Hilfsmaßnahmen vorhanden“.

Zusatzmaßnahmen in Tirol Luxus

Gerade bei zusätzlichen Maßnahmen werden die Unterschiede zwischen den Bundesländern deutlicher. Für die Zukunft der Kinder und Familien wäre es wichtig, nicht nur mit den Kindern, sondern auch mit den Eltern zu arbeiten. In Vorarlberg gibt es dafür spezielle Fachkräfte. In Tirol sind zu wenige oder gar keine Fachkräfte dafür da, erklärt Wolfgang Katsch aus eigener Erfahrung.

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Viele Maßnahmen wie etwa die Elternbetreuung sind in andern Bundesländern normal, in Tirol aber sind sie Luxusmaßnahmen, für die meist kein Geld übrig bleibt.

Land Tirol weist Vorwürfe zurück

Auch der österreichische Dachverband für Kinder- und Jugendhilfe kritisierte, es würde nicht das unternommen, was für Kinder mit Problemen notwendig wäre, sondern was das Budget zulasse. Soziallandesrätin Christine Baur (Grüne) weist diesen Vorwurf zurück. Viele Maßnahmen seien gesetzlich geregelt und würden auch umgesetzt, wenn sie notwendig seien.

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Maßnahmen für Tiroler Kinder mit Problemen wurden für Hilfsorganisationen bisher in unterschiedlicher Höhe bezahlt.

Neue Finanzierung für Tiroler Organisationen

In Zukunft soll aber die Finanzierung der Kinder- und Jugendhilfe neu geregelt werden. Bisher war es so, dass jede Hilfsorganisation eigene Tarife ausverhandelte, und somit auch unterschiedlich viel Geld für Maßnahmen bezahlt wurde. Das soll künftig nach einem einheitlichen Tarifmodell erfolgen, mit gleicher Bezahlung für gleiche Leistung.

Erstmals verhandeln alle Tiroler Organisationen gemeinsam mit dem Land Tirol. Das neue Tarifmodell wird derzeit noch diskutiert, es soll stufenweise eingeführt werden. Erste Schritte dazu könnten bereits im Jahr 2017 in Kraft treten.

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