Rossini-Oper als skurriles Verwirrspiel

Mit der Rossini-Oper „Die Italienerin in Algier“ werden Montagabend die Tiroler Winterfestspiele Erl eröffnet. Der junge deutsche Regisseur Wolfgang Berthold inszeniert das Liebesverwirrspiel als skurriles Spektakel.

Das neue Festspielhaus in Erl bekommt bei der Oper eine tragende Rolle zugewiesen, wurde doch das weiße Pausenfoyer als Palast des Mustafa Bey von Algier auf der Bühne nachgebaut. Sein Harem ist in orientalische Stewardess-Kostüme gehüllt - nur der Ausblick verrät, dass man sich in Algier befinden. Der muntere Ideenklau wird zum Thema für Bühnen- und Kostümbildner Jan Hax Halama: „In China wird Hallstatt nachgebaut, es wird kopiert und geklaut. Der Bey von Algier hat sich in das Tiroler Juwel verliebt und baut es sich einfach mal nach Algier.“

Rossini Oper "L'Italiana in Algeri" in Erl

APA/APA-FOTOSERVICE/TIROLER FESTSPIELE ERL/ENRICO NAWRATH

Das Pausenfoyer auf der Bühne

Italienerin übernimmt die Kontrolle

Der reiche Mustafa Bey hat alles und sehnt sich dennoch nach dem, was er nicht hat. In diesem Fall fehlt die Italienerin in seiner Frauensammlung. Die temperamentvolle Isabella übernimmt dann in kürzester Zeit das Kommando im Sultanspalast und führt alle Männer virtuos an der Nase herum. Die Rolle der Italienerin singt die Südtiroler Altistin Aurora Faggioli.

„Es ist ja ein völlig unglaublicher Vorgang, dass diese Italienerin in so kurzer Zeit so komplett die Kontrolle über das ganze Haus übernimmt und ihn so sehr nach ihrer Pfeife tanzen lässt, dass es unvorstellbar ist. Das hat ein surreales, absurdes Moment“, so Regisseur Wolfgang Berthold.

Rossini Oper "L'Italiana in Algeri" in Erl

APA/APA-FOTOSERVICE/TIROLER FESTSPIELE ERL/ENRICO NAWRATH

Die temperamentvolle Isabella übernimmt die Kontrolle

Text zerbröselt an der Musik

Dieses für eine Opera buffa typische Liebesverwirrspiel wird in Erl zum grotesken Spektakel gesteigert. Der sich immer mehr auflösende, zerbröselnde Text wird originell in Szene gesetzt. „Da übernimmt die Musik die Kontrolle über die Handlung. Sie fangen plötzlich an, vor sich hinzustammeln, weil der Drive immer irrer wird“, so Berthold.

Hauptsache, die Regie folge der genialen Melodik von Gioachino Rossini, meint Gustav Kuhn, der bisher in Erl lieber selbst Regie geführt hat: „Alle verrückten Szenen am Schluss, wo der Mensch sich auflöst, hat Rossini genial komponiert. Die Leute sind ja auch damals ausgeflippt. Das versuchen wir auch zu erreichen. Das geht aber nur, wenn man den musikalischen Motor einschaltet.“

Link: