Flüchtlinge als Lehrlinge immer gefragter

Viele junge Asylwerber wollen eine Lehre in Tirol absolvieren. Zugleich klagt die Wirtschaft über einen Lehrlingsmangel. Die Tiroler Sozialen Dienste (TSD) wollen nun Flüchtlinge, die eine Lehrstelle suchen, und Betriebe zusammenbringen.

In Tirol leben derzeit 1.960 junge Asylwerber zwischen 15 und 24 Jahren, die zumindest rein rechtlich eine Lehre beginnen könnten. 53 von ihnen absolvieren zur Zeit hierzulande eine Lehre in einem sogenannten Mangelberuf. Allein heuer sind 34 neu dazu gekommen. Für diese Branchen ist es momentan schwer, heimische Lehrlinge zu finden. Vom AMS werden die Mangelberufe immer wieder neu definiert. Derzeit sind das unter anderem der Einzelhandelskaufmann/frau, Spengler, Dachdecker, Berufe in der Gastronomie, Maurer oder Frisör. In ganz Österreich gibt es derzeit übrigens 248 Lehrlinge, die Asylwerber sind.

Flüchtlinge als Lehrlinge

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Die beiden Lehrlinge üben an Modellen im Frisiersalon.

Durch Zufall wurden Flüchtlinge vermittelt

Beim Frisör Werner Lamprecht in Innsbruck sind unter den zehn Lehrlingen auch zwei syrische Flüchtlinge. Sie wurden ihm vom AMS vermittelt, weil es keine heimischen Bewerber gab. Der anfänglichen Unsicherheit ist nun die Begeisterung für seine Lehrbuben gewichen. „Ich bin sehr zufrieden“, sagt Lamprecht. Die jungen Männer seien voll motiviert, hätten viele Fähigkeiten für den Beruf, seien freundlich mit den Kunden und gut bei den Kollegen integriert.

Hilfe in der Anfangsphase

Vor allem in der Anfangsphase der Beschäftigungsverhältnisse hat es Unterstützung für die Bewilligungen und Behördenwege gebraucht. Das AMS und die TSD unterstützen einerseits Unternehmer bei den Anträgen, andererseits die Jugendlichen bei ihrem Weg in den Beruf in einer anderen Kultur.

Positiv für beide Seiten

„Wenn man die ersten Schritte begleitet, merkt man bald, dass es Früchte trägt und nicht so aufwendig ist wie geglaubt“, erklärt Elena Formoso da Silva von den Tiroler Sozialen Diensten, die sowohl Flüchtlinge als auch Unternehmer begleitet. Bei den jungen Flüchtlingen seien die Nachfrage und das Interesse an einer Lehrstelle sehr groß.

Offene Lehrstellen würden ausreichend zur Verfügung stehen, heißt es beim AMS. Wichtig sei allerdings, dass die Lehrlinge auch die Voraussetzungen mitbringen, eine Lehre inklusive Berufsschule positiv absolvieren zu können. Die TSD wollen jetzt die Beratung in dem Bereich ausbauen und Lehrlingscoaches, die Jugendlichen bei der Berufswahl und beim Einstieg begleiten, zur Verfügung stellen.

Reingard Diermayr, tirol.ORF.at