Grande Dame des Schauspiels wird 85

Nächste Woche feiert die Tiroler Schauspieler Julia Gschnitzer ihren 85. Geburtstag. Sie stand über 60 Jahre auf der Bühne und vor der Kamera. Den Brettern, die die Welt bedeuten, will sie aber künftig entsagen. „Jetzt bin ich wirklich in Pension“, sagte sie.

Die Rolle von Jedermanns Mutter bei den Salzburger Festspielen, die sie seit 2013 spielte, sei ein „würdiger Schlusspunkt“ unter ihre Bühnenlaufbahn gewesen, erklärte Gschnitzer im Gespräch mit der APA. „Ich möchte keine großen Sachen mehr machen“, sagt die gebürtige Innsbruckerin, die mittlerweile in Elsbethen bei Salzburg lebt. Das Text-Lernen falle mittlerweile zu schwer. „Und die Freude ist kleiner als die Angst“, gab sie unumwunden zu.

Cornelius Obonya und Julia Gschnitzer

APA/BARBARA GINDL

Mit „Jedermann“ Cornelius Obonya bei den Salzburger Festspielen 2016

Auch habe sie derzeit mit „Kreuzproblemen“ zu kämpfen, was auch ein Mitgrund für ihre Entscheidung gewesen sei. Ihr größter Wunsch zum halbrunden Geburtstag sei demnach auch, „wieder gesund zu werden“. Lesen, spazieren gehen und reisen stehen auf Gschnitzers Wunschliste für die Zukunft. Geburtstag zu feiern gehört hingegen weniger zu ihren Leidenschaften, sie habe bei solchen Jubiläen immer versucht, sich zu verstecken, so Gschnitzer.

Julia Gschnitzer

ORF/AI Film/Andreas Fischer

Als Adelheid Falkner im Landkrimi „Sommernachtsmord“

Angesprochen auf bestimmte Höhepunkte ihrer Schauspiellaufbahn, meinte sie, es habe so viele gegeben, das könne man gar nicht alles aufzählen. Wenngleich sie das Theater stets als Zentrum ihrer Schaffenskraft sah - „Ich wurde Bühnenschauspielerin“ - blieben auch in Film und Fernsehen unvergessene Momente. Die Rolle der „Frau Vejvoda“ in der legendären ORF-Serie „Ein echter Wiener geht nicht unter“ zählte sie logischerweise dazu. „Das war eine wunderbare Zeit. Locker und schön, mit tollen Kollegen“, urteilte sie über den „Mundl“. Das Fernsehen bringe eine enorme Popularität, denn schließlich würden es auch Millionen sehen. Dem Medium will sie auch in Zukunft erhalten bleiben. „Kleinere Aufgaben“ stünden an, so die Jubilarin. Zuletzt war sie im Tiroler Landkrimi „Sommernachtsmord“ von Felix Mitterer zu sehen.

Ein Leben im Zeichen der Schauspielerei

Julia Gschnitzer wurde am 21. Dezember 1931 in Innsbruck geboren. Sie debütierte 1951 am Tiroler Landestheater. Gastspiele führten sie an das Theater „für Vorarlberg“ nach Bregenz. Anschließend wechselte sie in die Schweiz. Seit 1959 war sie vor allem auf Wiener und Salzburger Bühnen zu Hause, aber auch am Neuen Stadttheater in Bozen.

Ab 1959 arbeitete Gschnitzer an verschiedenen Theatern in Wien. Am Volkstheater verkörperte sie unter anderem Frau Flamm in Gerhard Hauptmanns „Rose Bernd“ (1979/80), Marthe Rull in Kleists „Zerbrochenem Krug“ (1980/81), Kate Keller in Arthur Millers „Alle meine Söhne“ (1981/82), Trine in Karl Schönherrs „Erde“ (1981/82) oder Regina Grothum in „Der Aufstieg der Regina G.“ (1996/97 in den Außenbezirken) von Friedrich Ch. Zauner. Am Tiroler Landestheater brillierte sie 2000 im weiblichen Trio infernal „Wetterleuchten“ von Daniel Call.