„Minimalversorgung“ für herzkranke Kinder

Kinderherzprofessoren der Universitätskliniken Linz, Wien und Graz befürchten eine „Minimalversorgung“ für herzkranke Kinder an der Klinik Innsbruck. Das teilen sie in einem Schreiben an Landeshauptmann und Klinikführung mit.

Der Interimsleiter der Kinderkardiologie, Ulrich Schweigmann, verlässt die Klinik Innsbruck mit Jahresende. Am Samstag wird er von Eltern und Kindern verabschiedet. Schweigmann tritt damit in die Reihe von Abgängen ein, die die Kinderkardiologie seit einiger Zeit hinnehmen musste. Im Mai 2015 kündigte der einzige Herzchirurg, im September des gleichen Jahres ging der Leiter der Kinderkardiologie Jörg-Ingolf Stein. Beide Positionen wurden bisher nicht nachbesetzt.

Zurück bleiben zwei erfahrene Kinderkardiologinnen. Zu wenig für ein universitäres Zentrum und die entsprechende Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit angeborenen Herzfehlern oder erworbenen Herzerkrankungen. Damit ist der Westen Österreichs auf Schmalspurmodus was die Behandlung herzkranker Kinder angeht.

Kinder- und Herzzentrum Klinik Plan

TILAK/Lackner

Sorge auch außerhalb Tirols

Eltern müssen mit ihren Kindern nach Graz, Wien oder Linz ausweichen. Das besorgt auch die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde mit den Leitern der Ausweichstandorte Graz, Wien und Linz. Sie fordern, alles zu unternehmen, um eine adäquate Versorgung in Innsbruck zu gewährleisten. „Eine drohende Minimalversorgung auf ‚Ordinationsbasis‘ kann in einem der reichsten Länder der Welt nicht akzeptiert werden“, heißt es in dem Schreiben, das an Landeshauptmann Günther Platter und auch an die Klinikleitung ging.

Klinikleitung: „Zu wenig operative Eingriffe“

Von der Klinikleitung heißt es, das Ausschreibungsverfahren zur Besetzung einer Professorenstelle für Kinder- und Jugendheilkunde sei Sache der Medizin-Universität. Die Suche nach Herzchirurgen würde laufen, man sei bereits im Gespräch mit mehreren, so Stefan Deflorian, Geschäftsführer der tirol Kliniken. Das Problem sei aber, dass in Innsbruck zu wenig operative Eingriffe anfallen würden, damit ein Arzt seine Qualitäten und auch seine Fähigkeiten aufrecht erhalten könne.

Dringliche Anfrage der Opposition

Zum Thema Notfallversorgung an der Universitätsklinik Innsbruck gibt es eine dringliche Anfrage der Landtagsopposition aus Liste Fritz, SPÖ, impuls tirol und FPÖ. Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) beruft sich darin auf die Einschätzung von Kinderchirurgen, wonach es wegen der niedrigen Operationszahl nicht sinnvoll sei, die Versorgung auf „Schmalspurbasis“ zu führen.

Für die Liste Fritz kann Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider dem nichts abgewinnen. Es handle sich um schwerkranke Kinder, „die Eltern und diese Kinder haben sich die bestmögliche Versorgung an diesem Standort verdient. Es ist inakzeptabel, wenn man dieses Angebot jetzt nicht mehr herbringt“, so Haselwanter-Schneider. Der Standort müsse erhalten bleiben.