Tourismuskritik: Mehr Einbindung der Einheimischen gefordert

Die Kritik des Tiroler AK-Präsidenten Erwin Zangerl am Tourismus sorgt weiter für Diskussionen. Touristiker kontern, alle Tiroler würden vom Tourismus profitieren. Vertreter beider Seiten haben das in einem Studiogespräch diskutiert.

„Gäste haben eine Gästekarte, Einheimische die rote Karte“, kritisierte Erwin Zangerl, Präsident der AK Tirol, im Studiogespräch bei „Tirol Heute“. Für Zangerl ist klar, dass viele Gäste Preisvorteile und Nachlässe genießen können, die Einheimischen verwehrt bleiben. Als Beispiel nannte Zangerl das Langlaufen in Seefeld. Ein Tagesticket kostet dort zehn Euro, Gäste mit Gästekarte zahlen nur die Hälfte.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Bei „Tirol Heute“ am Freitag stellten sich Franz Hörl, Sprecher der Seilbahner, und Erwin Zangerl, Präsident AK Tirol, den Fragen von Moderator Martin Papst.

Kritik für Touristiker nicht verständlich

Für Franz Hörl, Sprecher der Seilbahner, ist die Kritik ein „Rundumschlag“ an den Tiroler Tourismus. Ein Drittel der Mitglieder der Arbeiterkammer seien im Tourismus tätig, pro Tag würden vom Tourismus Aufträge im Wert von einer Million Euro vergeben, daran hingen viele Arbeitsplätze, versteht Hörl die Kritik nicht. Eine Benachteiligung der Einheimischen kann er nicht erkennen, Liftkarten und Saisonskarten wie das Freizeitticket würden auch für Einheimische gute Preise bringen.

Zangerl sieht hingegen viel Verbesserungspotenzial für die Zukunft. Man müsse die Einheimischen mehr einbinden um ihnen nicht das Gefühl zu geben, dauernd für den Tourismus zu zahlen. Sonst würden sich Einheimische und Tourismusverbände schnell auseinanderleben, so Zangerl weiter.

Mit einem offenen Brief an die Landtagsabgeordneten hat Erwin Zangerl die Diskussion gestartet. Tourismusverbände würden Tiroler oft zu Gästen zweiter Klasse degradieren, schreibt darin der AK-Präsident - mehr dazu in AK sieht Tiroler durch Tourismus benachteiligt.

Hörl streicht Leistungen des Tourismus hervor

Die Kritik Zangerls will der Wirtschaftsbundobmann und oberster Seilbahnvertreter des Landes, Franz Hörl, nicht auf der Tourismusbranche sitzen lassen. Eine zweite Klasse könne er nicht im Ansatz erkennen. Als Gegenargument nennt er die Verbundkarten, wie das Freizeitticket, das es vielen Tirolern ermöglicht, günstig auf den Pisten unterwegs zu sein. Trotz Widerstands aus Brüssel würden zudem unverändert Einheimischenpreise angeboten.

Auch wenn er nicht für jeden Tourismusdirektor die Hand ins Feuer legen könne, würden die Tirolerinnen und Tiroler auch sonst stark vom Tourismus profitieren. Tourismus und Seilbahnwirtschaft würden jährlich viel Geld in die Infrastruktur der Gemeinden investieren, das Freizeitangebot im Land sei deshalb enorm und letztendlich sei die Lebensqualität in Tirol sehr hoch. Allein dem Tourismus sei es beispielsweise zu verdanken, dass es im Land ein flächendeckendes Netz an Hubschrauberstützpunkten gebe.

Für Hörl „ein Griff in die Mottenkiste“

„Man nehme Unwissenheit, wärme es ein wenig mit alten Schlagzeilen auf, verfeinere es mit einer kräftigen Prise Klassenkampf und serviere es in der friedlichsten Zeit des Jahres", wirft Hörl Zangerl schädigendes Verhalten vor. Der Präsident schaffe es dadurch zwar in die Medien, schädige damit aber eine Branche, die jeden dritten Arbeitsplatz in unserem Land sicherstellt.