Keine Rede mehr von täglicher Turnstunde

Von der vor einigen Jahren propagierten täglichen Turnstunde an den Schulen ist man weit entfernt. Mittlerweile spricht man nur mehr von einer täglichen Bewegungseinheit und selbst diese ist an vielen Schulen in weiter Ferne.

Den Ausschlag für die Diskussion gaben die Olympischen Sommerspiele 2012 in London, bei denen Österreichs Athleten ohne Medaillen den Heimweg antraten. Zu wenige Sportstunden und mangelnde Bewegung in der Schule seien Schuld, lautete damals der Tenor vieler Beobachter. Die Politik reagierte, der Nationalrat wollte die tägliche Turnstunde und die Regierung bemühte sich um Umsetzung.

Es blieb beim Bemühen

Es sei aber beim Bemühen geblieben, sagt Wolfgang Oebelsberger, Fachinspektor für Bewegung und Sport im Tiroler Landesschulrat. „Man spricht heute auch nicht mehr von der täglichen Turnstunde sondern von der täglichen Bewegungseinheit.“ Von dem sei man aber noch weit entfernt, es habe aber Verbesserungen gegeben, was man auch nicht verschweigen dürfe, so Oebelsberger.

Turnende Kinder

ORF

Sportunterricht in der Volksschule am Stiftsplatz in Hall

Mangelnde Finanzierung und schwierige Rahmenbedingungen ortet Günther Mitterbauer, der Präsident der Sportunion Tirol, als Gründe für die halbherzige Umsetzung der täglichen Turnstunde. „Die tägliche Turnstunde war ein Schlagwort. Man hat eigentlich schon gewusst, dass es nicht funktionieren kann.“ Es sei fast nicht leistbar und im Fächerkanon der Schule sei es schwierig, die tägliche Turnstunde unterzubringen, weil sie in Konkurrenz zu anderen Fächern stehe.

Bewegung für Lernerfolg wichtig

Es gibt zahlreiche Projekte, um mehr Bewegung in die Schulen zu bringen, sagt Fachinspektor Oebelsberger. In Tirol bewährt hätten sich etwa die bewegte Pause oder das Programm „Kinder gesund bewegen“, bei dem Trainer von Sportvereinen an Schulen und Kindergärten Bewegungseinheiten gestalten.

Es gebe schon Untersuchungen, die zeigen, dass Kinder die sich bewegen einen besseren Lernerfolg haben. Auch für das soziale Lernen seien Bewegung und Sport sehr wichtig. „Das sind alles Sachen, die sich jetzt vermehrt in das Bewusstsein der Leute prägen“, dadurch sei es möglich, dass Bewegung und Sport in der Schule wieder einen höheren Stellenwert bekommen.

Pilotprojekt eine „Mogelpackung“

Im Burgenland und in Oberösterreich gibt es nun ein Pilotprojekt des Sportministeriums, das die tägliche Bewegungseinheit an die Schulen bringen soll. Allerdings sei das vorerst nur freiwillig und nur an Ganztagesschulen, sagt Wolfang Oebelsberger. Das sei eine kleine Mogelpackung. Man könne sich von den Sportdachverbänden Bewegungscoaches holen, die je Klasse eine Stunde pro Woche machen. Das sei aber nicht im Rahmen des regulären Unterrichts sondern in der Freizeitbetreuung.

Mehr Sport und Bewegung an den Schulen sei wünschenswert, sagt der Fachinspektor. Letztlich könnten die Schulen aber nicht alles kompensieren und daher müssten auch die Eltern in die Pflicht genommen werden, wenn es darum geht, dass die Kinder sich mehr bewegen.

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