Franz Fischler feiert 70. Geburtstag

Der ehemalige EU-Kommissär Franz Fischler feiert am Freitag seinen 70. Geburtstag. Der Absamer prägte die Landwirtschaftspolitik über Jahrzehnte auf allen Ebenen. In der ÖVP, seiner Heimatpartei, ist Fischler mahnende Stimme geblieben.

Franz Fischler wurde am 23. September 1946 in Absam in Tirol geboren, wo er bereits mit 14 Jahren zusammen mit seiner Großmutter den Kleinbauernhof, auf dem er mit fünf jüngeren Brüdern aufwuchs, bestellte.

Vom Kammerdirektor zum Minister

Nach der Matura studierte er an der Wiener Hochschule für Bodenkultur. Dort promovierte er 1978 zum Dr.rer.nat.oec. Seine Berufslaufbahn begann er als Universitätsassistent, wechselte aber 1979 in die Landwirtschaftskammer Tirol, wo er 1985 zum Direktor avancierte. Im April 1989 folgte er Josef Riegler, der in der Regierung Vranitzky zum Vizekanzler aufgerückt war, als Landwirtschaftsminister nach.

Agenda 2000, BSE, Ost-Erweiterung

Nach dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union wechselte Fischler als EU-Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung auf die europäische Bühne, wo er sich rasch hohes Ansehen erwarb. Neben der Neustrukturierung der Agrarförderungen war Fischler in diesem Amt bei der Bewältigung der BSE-Krise gefordert.

Fischlers Reformkonzept wurde schließlich - wenn auch mit Abstrichen - im Rahmen der „Agenda 2000“ angenommen. In seiner zweiten Brüsseler Amtszeit unter Kommissionspräsident Romano Prodi bekam Fischler auch noch die Zuständigkeit für das Fischereiwesen. In seine zweite Amtsperiode fielen u.a. die Vorbereitungen der so genannten EU-Osterweiterung. Sowohl im Agrarbereich als auch in der Fischerei initiierte Fischler Reformen, die allerdings hinter seinen ursprünglichen Plänen zurückblieben. Bei seinem Ausscheiden aus der EU-Kommission mit dem turnusgemäßen Abgang der Kommission unter Prodi galt der Tiroler als einer der erfolgreichsten EU-Kommissare.

Der Politik im weitesten Sinn blieb Fischler allerdings erhalten: 2005 bis 2011 war er Präsident des Ökosozialen Forums. Auch in diesem Amt folgte er auf Josef Riegler, mit dem ihn auch die Idee des ökosozialen Wirtschaftens verbindet. Seit 2012 ist Fischler Präsident des Europäischen Forums Alpbach.

Franz Fischler

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Franz Fischler

Kein Botschafter Österreichs bei der EU

Am Donnerstagabend war Fischler Gast in „Tirol heute“. Auf seine Zeit als Kommissar angesprochen sagte er, viele in Österreich hätten zuerst geglaubt, er sei eine Art Oberbotschafter Österreichs bei der Europäischen Union mit einem zusätzlichen Tiroler Auftrag. Er sei hingegen für europäische Politik zuständig gewesen. „Ich glaube dass man auch, indem man eine gute europäische Politik macht, den heimischen Bauern etwas nützen kann.“ Keineswegs traurig zeigte sich Fischler darüber, dass er nie ÖVP-Chef war: „Nein, ÖVP-Chef das ist also wirklich kein Job, den man gerne machen würde. Da war ich froh, dass dieser Kelch immer an mir vorübergegangen ist.“

Auf die Zukunft angesprochen sagt Fischler, wenn man nicht rechtzeitig etwas tue, hätten die recht, die sagen, dass es uns in zehn Jahren schlechter gehen wird. „Da ist es allerhöchste Zeit, wir haben in Österreich schon zulange zugewartet und zulange darauf gesetzt, dass bisher alles gut gegangen ist, warum sollte man was ändern.“

LH Platter: „Ein Europäer aus Überzeugung“

Für Landeshauptmann und ÖVP-Landesparteiobmann Günther Platter (ÖVP) ist Fischler eine Persönlichkeit, die den europäischen Gedanken mit jeder Faser gelebt habe. Er sei ein Europäer aus Überzeugung. Es brauche kritische Mahner wie Fischler, die während der derzeit größten Belastungsproben für die Union das Gemeinsame vor das Trennende stellen. Als Präsident des Forums Alpbach führe er dieses Engagement für ein vielfältiges Europa konsequent fort, würdigte Platter die Verdienste Fischlers.

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