Geteilte Reaktionen auf Blanik-Kandidatur

Die Kandidatur der Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik für den SPÖ-Parteivorsitz ruft geteilte Reaktionen hervor. Verärgert über das Vorgehen der Partei ist Innsbrucks SPÖ-Chef Buchacher. Für einen Experten ist Blanik ein Signal nach oben.

Hart beurteilt der Innsbrucker Stadtparteichef Helmut Buchacher die Situation. „Es ist nur mehr peinlich“, sagte er gegenüber der APA. Eine Unterstützung für Blanik beim Landesparteitag ließ er offen. Der Stadtparteivorstand werden in den kommenden Wochen darüber beraten, erklärte Buchacher. Dabei werde es um die Frage gehen, welcher Kandidat die Partei einen könne. Blanik sei eine „äußerst fähige Bürgermeisterin“, über ihre Rolle als Landtagsabgeordnete könne man hingegen „geteilter Meinung“ sein. Er selbst sei jedenfalls kein potenzieller Blanik-Gegenkandidat, stellte Buchacher klar.

Buchacher kritisiert Parteiführung und Klub

Mit den Verantwortlichen auf Landesebene ging der Innsbrucker SPÖ-Chef scharf ins Gericht. Rund um den Mayr-Rückzug und die Blanik-Kandidatur habe es „Geheimabsprachen“ gegeben, von denen die Bezirksorganisationen erst aus den Medien erfahren hätten. Bei der Landesparteivorstandssitzung am Montag habe er seinen Unmut über diese Vorgangsweise auch deutlich geäußert.

Dass Mayr zurücktreten habe müssen, sei an der Führungsmannschaft in Partei und im Landtagsklub gelegen, so Buchacher. Er habe den Angesprochenen auch gesagt, dass „das auf eurem Mist gewachsen ist“. Die SPÖ-Spitzen auf Landesebene hätten „einiges dazu beigetragen, nur damit ihre Positionen gesichert sind“.

Blanik wäre zweite Frau an SPÖ-Landesspitze

Die SPÖ-Frauen bezeichnen die Kandidatur von Blanik als „wichtiges Signal für die Frauen“, wie SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek sagte. „Wir brauchen mehr Frauen in allen Gremien und Funktionen der SPÖ. Diesen Weg müssen wir konsequent weitergehen“, so Heinisch-Hosek. Neben der Oberösterreicherin Birgit Gersthofer wäre Blanik die zweite Frau an der Spitze einer Landespartei der SPÖ.

FPÖ hofft auf besseres Verhältnis

Die Freiheitlichen sagten, sie erwarteten sich von Blanik, dass sie ein anderes Verhältnis zur FPÖ habe als ihr Vorgänger Ingo Mayr. Dieser hatte sich stets stark von der FPÖ abgegrenzt. „Auf sachpolitischer Ebene haben wir die SPÖ nie ausgeschlossen, wenn sie, wie wir stets, Politik zum Wohle der Bevölkerung macht“, so Landesparteiobmann Markus Abwerzger. Kritik übt er an der Bestellung von Hasan Duran zum SPÖ-Bundesrat. Dieser kritisierte das Armenien-Denkmal in Innsbruck, das an den Völkermord vor 100 Jahren erinnert. Blanik müsse ein klares Bekenntnis zum Völkermord gegenüber den Armeniern abgeben, forderte Abwerzger.

Karlhofer: Blanik muss Scherben kitten

Der Innsbrucker Politikwissenschafter Ferdinand Karlhofer sagte, er nehme nicht an, dass die Lienzer Bürgermeisterin das Amt der Parteivorsitzenden nur in einer Kurzzeitfunktion übernehme. Blanik übernehme eine Partei, die kaum mehr weiter nach unten schrumpfen könne. Man habe es mit einem zerbrochenen Krug zu tun, wo man die Scherben wieder zusammenkitten müsse.

Angesprochen auf die die von Bundesparteiobmann Kern geforderten 20 Prozent für die SPÖ Tirol meinte Karlhofer, dass Blaniks Kandidatur ein Signal nach oben sei. Bisher habe sie sich im Landtag auffallend zurückgehalten gegenüber jenen, die ihren Platz nicht räumen haben wollen. Damit könne sie sehr unbeschädigt in ihre neue Funktion gehen, allerdings müsse sie etwas wie Wind hineinbringen und die Räume durchlüften, „da wird sie mit Sicherheit auf Widerstand stoßen“.

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