Matrei verkauft Stadion und Liegenschaften

Um rund fünf Millionen Euro will der Bürgermeister von Matrei in Osttirol den angehäuften Schuldenberg abbauen. Sein Sanierungskonzept ließ er sich Donnerstagabend in einer Marathonsitzung mit knapper Mehrheit vom Gemeinderat absegnen.

Die fünfstündige Gemeinderatssitzung in Matrei hatte es in sich. Fast 30 Punkte und Abstimmungen ließ Bürgermeister Andreas Köll abarbeiten. Darunter waren heikle Diskussionspunkte, wie der Verkauf von Grundstücken an den Bauunternehmer Heinz Schultz und den Flugunternehmer Roy Knaus.

Reduktion der Leasingraten durch Verkauf

Mit dem Rückkauf des Tauernstadions samt zugehörigen Parkplätze sollen Leasingraten wegfallen. Käufer dieser Liegenschaft ist übrigens eine Gesellschaft, bei der der Bürgermeister selbst beteiligt ist. Deshalb war er bei dieser Abstimmung nicht anwesend. Mit einem Sparpaket von 300.000 Euro soll das jährliche Budget zusätzlich entlastet werden.

Gemeinderat Matrei

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Die Opposition stimmte dem Sanierungskonzept nicht zu

Für Opposition rabenschwarzer Tag

Alle Punkte wurden mit der knappen Mehrheit der Bürgermeisterliste beschlossen. Die Opposition stimmte gegen den Vermögensabbau und spricht von einem rabenschwarzen Tag für die Gemeinde: „Weil viel Familiensilber, das allen Gemeindebürgern gehört, verscherbelt wurde. Und auch weil das Sparpaket zulasten der Schule, des Kindergartens etc. gehen wird“, wie Bernd Hradezky meint.

Ein Verkauf des Familiensilbers sei das Sanierungskonzept nicht, betont Köll: „Wenn der Gemeinderat zwischen vier und fünf Millionen Euro im Gemeinderat beschließt, wird sich natürlich etwas ändern. Wenn man gleichzeitig aber auch die Leasingraten um die Hälfte reduziert, ist das eine deutliche Verbesserung für die Finanzlage der Gemeinde.“

Matrei seit Jahren im Visier der Gemeindeaufsicht

Noch am Freitag geht die Stellungnahme samt eingearbeiteten Beschlüssen an die Gemeindeaufsicht des Landes. Seit Jahren gibt es zwischen der Gemeindeabteilung des Landes und der Gemeinde Matrei unterschiedliche Interpretationen der Finanzgebarung der Gemeinde. Im Jahr 2015 war bereits eine kommissarische Verwaltung von Matrei im Gespräch. Einem im Juli dieses Jahres angesetzten Termin im Landhaus blieben Köll und dessen Liste geschlossen fern - mehr dazu in Matreier Bürgermeister bleibt Finanz-Info fern.

Die Zahlen der Gemeinde sahen zuletzt wenig rosig aus. 21,4 Millionen Euro Gesamtschuldenstand, 2,4 Millionen Euro Minus auf dem Girokonto und eine Million Euro Schulden beim Land Tirol. Insgesamt hat die Gemeinde 90 Darlehen zu bedienen - mehr dazu in Matrei darf vorerst keine Kredite aufnehmen.

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