„Computerkids“ brauchen Toleranz und Regeln

Stundenlanges Surfen im Internet ist die Lieblingsbeschäftigung von immer mehr Kindern. Gleichzeitig stellt dieser Umstand auch viele Eltern vor eine tägliche Herausforderung. Denn ein Internetverbot ist laut Experten der falsche Ansatz.

Nach einer europaweit durchgeführten Befragung steigen die Kinder schon mit neun Jahren in die Internetnutzung ein. 51 Prozent der österreichischen Kinder nutzen das Internet täglich oder fast täglich. 30 Prozent der Kinder nutzen das Internet teilweise exzessiv wie es in der Studie heißt, sodass darunter auch reale Kontakte und schulische Erfolge leiden.

Internet erleichtert Schulalltag enorm

54 Prozent der österreichischen Kinder sind überzeugt, dass das Internet für sie von großem Nutzen ist. Da gibt ihnen der Medienpsychologe Markus Appel auch recht. Denn die Informationsbeschaffung beispielsweise für ein Referat sei durch das Internet ungemein erleichtert worden. Weiters gibt es kaum eine mathematische Aufgabe, die nicht im Internet erklärt wird. Diese Vorteile werden, so Appel in der Diskussion rund um die Internetnutzung bei Kindern häufig vergessen.

Was die sozialen Kontakte betrifft ist es laut Appel so, dass die Kinder ja nicht aufhören zu kommunizieren. Der Kommunikationsweg läuft eben über das Netz und es sind in der Regel die Freunde vom Schulhof mit denen über soziale Netzwerke oder via SMS kommuniziert wird.

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Für die Veranstaltungsreihe „Gespräch im Riesen“ ist der deutsche Medienpsychologe Markus Appel nach Tirol gereist. Am Donnerstag war er Gast bei Sybille Brunner in „Tirol heute“.

Schlaf ist wichtiger als Internet

Eltern rät Appel ihre Kinder in Punkto Internet- bzw. Handynutzung zur Selbstverantwortung zu erziehen. Basis dafür sei, dass man den Kindern vertraut und auch mit den Kindern immer wieder über die Internetnutzung spricht, so der Experte. Von einem generellen Internetverbot hält er wenig, Regeln seien aber wichtig - vor allem bei jungen Kindern. Da sollten Eltern darauf achten, dass der Schlaf nicht zu kurz kommt und das Handy sozusagen nicht mit ins Bett wandert.

Die Diskussion, wie sie derzeit um die Internetnutzung herrscht, ist übrigens nicht neu, so Appel. Einst war es der Roman, gefolgt vom Radio und dann der Fernseher - Kulturpessimisten seien schon bei diesen „alten“ Medien der Ansicht gewesen, dass diese die Jugend verderben. Und in absehbarer Zeit wird es vielleicht eine neue Technologie sein, die diese Diskussion am köcheln hält.