Neue Erkenntnisse über die Pest in Schwaz
Pater Thomas Naupp kommt zu dem Schluss, dass die Pest in Schwaz nur deshalb nicht so stark wie anderswo wütete, weil die zwei Pestärzte ihr Geld wert waren. Die beiden berieten zu ihrer Zeit auch die Äbte der Benediktinerabtei Georgenberg medizinisch.
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Im 15. und 16. Jahrhundert war Schwaz mit 20.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt im Habsburgerreich. Das Zusammenleben vieler Menschen auf engem Raum brachte die Verbreitung vieler Krankheiten mit sich. Im 16. Jahrhundert gab es kaum ein Jahr, in dem keine Seuche wütete, vor allem die Pest verbreitete Schrecken.
Auch das Kloster Georgenberg war betroffen: Die erste Pestwelle forderte so viele Opfer, dass nur der Abt und ein Novize überlebten. Anlass für die frommen Brüder, sich in Zukunft vorzusehen.
Viele Strategien halten sich bis heute
Pater Thomas Naupp beschäftigt sich seit Jahren mit der Medizingeschichte seines Ordens, er hat die Strategien der Ärzte erforscht. „Man hat Wohnungen ausgeräuchert und dann sehr viel mit Essig gearbeitet, was man ja eigentlich noch nach dem Krieg gemacht hat. Meine Mutter auch, Essig-Patschen z.B., oder Tücher in Essig tränken und sie im Zimmer aufhängen, weil dieser Essig die Bazillen ausgelöscht hat.“
Einer der damaligen Ärzte, Balthasar Conradinus, hat für den Abt von Georgenberg ein Pestbüchleich verfasst. Conradinus Rezepte waren sehr reichhaltig und enthielten oft exotische Zutaten. Man arbeitete mit der Natur und dem, was zur Verfügung stand. Diese Arzneien waren wirkungsvoller als so manches Pestamulett, mit dem Bürger sich zu schützen versuchten.
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Die Schwazer Pestärzte hatten Erfolg. 1530 fielen der Seuche nur 78 Menschen zum Opfer. „Das ist relativ wenig, weil Schwaz war ja im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit doppelt so groß wie heute. Im Verhältnis dazu war das eigentlich ein kleiner Prozentsatz. Da sieht man schon, wie da medizinisch bereits ganz großartig gearbeitet wurde.“
Arzt und Abt überlebten die Pest
Balthasar Conradinus war einer der ersten Ärzte, die forderten, die Seuchenkranke nicht im Stich zu lassen. Er fiel der Pest trotzdem nicht zum Opfer, ebenso wenig wie der Abt von Georgenberg, der schließlich bei einem Reitunfall starb.