Deutlich mehr Anzeigen wegen Drogen

Die Zahl der Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz ist in Tirol im Vorjahr um über elf Prozent gestiegen. Das zeigt der Suchtmittel-Jahresbericht 2015 des Innenministeriums. Auch mehr Cannabisplantagen wurden beschlagnahmt.

Nach einem Rückgang im Jahr 2014 gab es im vergangenen Jahr wieder deutlich mehr Anzeigen. Im Jahresvergleich stieg die Zahl der Anzeigen um 11,71 Prozent. Das hänge auch mit verstärkten Kontrollen der Polizei zusammen, heißt es aus dem Innenministerium.

Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz in Tirol 2006 bis 2015

Bundeskriminalamt

Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz in Tirol 2006 bis 2015

Nordafrikaner-Szene in mehreren Bezirken tätig

Besonders erwähnt wird in dem 68-seitigen Bericht die Szene der Nordafrikaner. Diese würde in der Landeshauptstadt und mittlerweile auch in den Bezirken Innsbruck-Land, Schwaz und Kufstein Drogen in den Verkehr bringen - vorwiegend Cannabisprodukte und Kokain. Die Täter befänden sich entweder in einem laufenden Asylverfahren oder illegal in Österreich.

Die illegalen Suchtmittel stammen dabei meist aus dem oberitalienischen Raum wie Turin, Mailand und Bologna sowie seltener aus Belgien.

120 bis 150 Personen in Nordafrikaner-Szene tätig

Als Kuriere fungieren neben Tätern aus den eigenen Gruppierungen auch angeheuerte österreichische Staatsangehörige, die die Drogen meist mit der Bahn oder Autos nach Tirol bringen. Dieser Szene gehören etwa 120 bis 150 Personen an. Zur Weitergabe der Drogen werden oft Jugendliche und Strafunmündige eingesetzt, wobei die Strafunmündigkeit häufig mittels Falschangaben zum Alter nur vorgetäuscht wird.

Auch deutsche Studenten als Drogenlieferanten

Menschen aus Somalia brachten im Vorjahr vermehrt Khat nach Tirol, konsumierten das aber ausschließlich im eigenen Kreis. Vereinzelt lieferten auch Studenten aus dem südbayerischen Raum Cannabisprodukte und Kokain nach Innsbruck. Staatsangehörige aus den Balkanstaaten versorgen sich nach den BKA-Angaben in der Nordafrikanerszene und führen für diese auch Schmuggelfahrten aus Italien durch. Dabei kooperieren sie mit rumänischen Staatsangehörigen, die auch im Rotlichtmilieu in Innsbruck tätig sind. Dabei konnte die Polizei größere Mengen Kokain sicherstellen.

Suchtmittelbericht des BKA

Jahresbericht 2015
PDF (4.1 MB)

Drogen mit der Post geliefert

Österreichische Staatsangehörige zählen vorwiegend zu den Konsumenten und agieren als Kleindealer. Sie betreiben dabei auch Indoor-Anlagen zur Cannabisproduktion für den Eigengebrauch. 2015 wurden in Tirol 61 Indoor- und drei Outdoor Plantagen beschlagnahmt.

Vielfach versorgten sie sich auch über das Darknet, wobei einzelne Personen auch über den Zeitraum eines Jahres größere Mengen Kokain und vor allem Amphetamin auf dem Postweg aus Deutschland und den Niederlanden bezogen - mehr dazu in Sechs Drogendealer festgenommen und Polizei lässt Suchtgiftszene auffliegen.

Chemiestudent mit eigenem Labor aufgeflogen

Im Jänner 2015 wurde in Wörgl ein zu einem Labor adaptierter Kellerraum ausgehoben, in dem ein 25-jähriger Chemiestudent beabsichtigte, Amphetamin in großen Mengen herzustellen. Die notwendigen Chemikalien hatte er über das Internet in China geordert und über Deutschland bezogen.

Er hatte bereits kleinere Mengen erzeugt und wollte durch Adaptierung von Laborgeräten die Herstellung von Amphetamin optimieren. Die vorgefundenen Utensilien hätten im Idealfall für ca. 45 Kilogramm gereicht - mehr dazu in Chemiestudent stellte Drogen her.