Patenprojekt für minderjährige Flüchtlinge
„ertebat“, also Verbindung auf Dari (afghanisch), nennt sich das Patenprojekt der „Plattform Rechtsberatung“. Im Februar startete der erste Vorbereitungskurs für Paten, 22 Interessierte nahmen daran teil. Sie bereiteten sich gemeinsam mit Sozialarbeitern und Experten an sechs Abenden zu den Themen Asyl, Flucht und den Herausforderungen als Paten vor. Die Teilnehmer wurden dann allein, gemeinsam mit Partnern oder Familie zu zwölf Patenschaften vermittelt.
Die Nachfrage nach Patenschaften war weitaus größer, der Plattform ist es aber wichtig, dass die Jugendlichen und Kinder sich bereits in Tirol eingelebt haben und deutsch sprechen, berichtet Irene Pilshofer von der „Plattform Rechtsberatung“: „Eine Verständigung zwischen Paten und Flüchtlingen muss möglich sein, das ist ein Kriterium für eine Patenvermittlung.“
Plattform Rechtsberatung
Regelmäßige Treffen als Ankerpunkt für Flüchtlinge
Für den Anfang sind Treffen zwischen Paten und Flüchtlingen alle zwei Wochen vorgesehen, später können Paten und Flüchtlinge öfter oder seltener Treffen vereinbaren. Das Patenprojekt soll dabei keine Lebenshilfe geben, sondern befasst sich speziell mit der Freizeit der minderjährigen Flüchtlinge. Im Vorfeld wird deshalb darauf geachtet, dass Paten und Flüchtlinge ähnliche Interessen haben. Vom Spazierengehen oder Sitzen am Inn bis hin zum Fußballspielen, gegenseitigen Kochkursen oder Sprachaustausch ist alles möglich, was den Paten und ihren Schützlingen Spaß macht, erzählt Irene Pilshofer.
Plattform Rechtsberatung
Erfolgreicher Projektstart
Zu Beginn herrschten auf beiden Seiten oft noch Berührungsängste, diese legten sich aber schnell, weiß Pilshofer. „Man stellt schnell fest, dass die Jugendlichen Themen beschäftigen, die alle Jugendlichen beschäftigen. Die Flucht hat natürlich ihren Stellenwert im Leben, aber oft geht es um Themen wie Verliebtsein, Zukunft oder Beruf“. In dem Kennenlern-Prozess werden die Paten und ihre Schützlinge nicht allein gelassen, sie können weiter auf Hilfe der Plattform zählen und sich bei Treffen mit anderen Paten und ihren Flüchtlingen austauschen.
Bei den bisherigen zwölf Patenschaften bekam die Plattform gute Rückmeldungen. „Die Paten sprechen davon, dass ihre Horizonte erweitert werden und sie sehr schöne Begegnungen erleben“, so Pilshofer. Momentan arbeitet das Projekt mit zwei Unterkünften minderjähriger, unbegleiteter Flüchtlinge zusammen. In den nächsten Wochen sollen weitere Unterkünfte in das Projekt integriert werden.
Großes Interesse an Patenschaften
Das Interesse an dem Projekt war bereits im ersten Durchgang groß, das Ziel, 15 Patenschaften pro Kurs zu vermitteln, wurde aber nicht erreicht. „Viele der jungen Flüchtlinge waren noch nicht lange genug in Tirol, um für eine Patenschaft in Frage zu kommen“, erklärte Pilshofer. Das soll sich mit dem nächsten Kurs ändern. Ende September findet für Interessierte ein Info-Abend statt.