Hochwasserschutz an der Ill: Modell für Tirol?

In der Diskussion über den künftigen Hochwasserschutz im Unterland blickt Tirol jetzt über die Landesgrenze hinaus. Eine Delegation sah sich unlängst in Vorarlberg an, wie das Problem dort gelöst wird.

Im August 2005 sorgte ein Hochwasser an der Ill in Vorarlberg für schwere Schäden. Dutzende Häuser im Bezirk Bludenz wurden zerstört und Straßen überflutet. Die Gefährdung für Feldkirch gab damals den Anstoß, sich für die gesamte Ill-Strecke Hochwasserschutzmaßnahmen zu überlegen, berichtet Wolfgang Errath von der Stadtgemeinde.

Straßenerhalter und Kraftwerke ziehen mit

Die Anrainergemeinden der Ill, die 30 Kilometer vom Montafon in den Rhein fließt, schlossen sich daraufhin zu einem Wasserverband zusammen, mit dabei sind auch Straßenerhalter und Kraftwerksbetreiber. Gemeinsam werden im Verband Hochwasserschutzprojekte diskutiert und dann auch gemeinsam finanziert.

Hochwasserschutz an der Ill in Vorlarlberg

ORF

Neu geschaffene Retentionsfläche an der Ill

Da der Hochwasserschutz nur gemeindeübergreifend funktioniere, sei Solidarität ein zentraler Punkt, so Wolfgang Errath von der Stadtgemeinde Feldkirch. „Hochwasserschutz ist unserer Meinung nach eine solidargemeinschaftliche Aufgabe, weil es Gemeinden gibt, die aufgrund ihrer Siedlungsstruktur keine Retentionsflächen mehr errichten können, um ihre Siedlung zu schützen. Dafür springen andere Gemeinden ein.“

Gemeinden warten auf Verbandsgründung

Eine Delegation von Gemeindevertretern aus dem Bezirk Schwaz war Ende vergangener Woche zu Besuch, um sich den Hochwasserschutz entlang der Ill anzusehen. Im Tiroler Unterland wird derzeit über Maßnahmen diskutiert, von einem Wasserverband oder gemeindeübergreifenden Maßnahmen ist man aber noch weit entfernt. Das bestätigt auch Diemtar Wallner, Bürgermeister von Jenbach: „Die Gefahrenzonenpläne zeigen, dass das ein Thema ist, das nur gemeinsam bewältigt werden kann. Wir warten dringend darauf, dass endlich die Verbandsgründung, die ansteht, über die Bühne geht, damit wir dann auch unsere Schutzmaßnahmen umsetzen können“.

In Vorarlberg habe sich die Zusammenarbeit der Gemeinden bewährt, berichtet Wolfgang Errath. 19 Millionen Euro seien in den letzten Jahren für Schutzmaßnahmen entlang der Ill verbaut worden, Projekte für weitere 45 Millionen seien bereits geplant.