„Stanglwirt“ Balthasar Hauser wird 70 Jahre

Der wohl bekannteste Wirt Tirols, „Stanglwirt“ Balthasar Hauser, wird am 8. August 70 Jahre alt. Seit über 50 Jahren führt er den Stanglwirt in Going. Er machte ihn von einem einfachen Landgasthof zu einem Fünf-Sterne-Wellnesshotel.

Nach dem Tod seiner Mutter übernimmt Balthasar Hauser mit nur 17 Jahren den „Stanglwirt“ in Going. Damals ist das Hotel ein einfaches Landgasthaus mit ein paar Zimmern und einer Landwirtschaft. Bis dahin war die Landwirtschaft das Hauptgebiet von Balthasar Hauser, mit dem Gasthaus hatte er wenig zu tun. Auch heute, 52 Jahre später, fühlt er sich noch immer nicht als Hotelier: „Ich bin ein Bauer. Was man in seiner Jugend macht, das bleibt einem.“ Hauser heiratet auch eine Bauerntochter, Tradition und Volksmusik sind ihnen beiden wichtig. Das schätzen auch die Gäste heute.

Balthasar Hauser

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Auch heute noch ist Balthasar Hauser der Landwirtschaft treu geblieben.

Mut zu Untypischem

Tradition alleine hätte den „Stanglwirt“ in Going aber nicht so bekannt gemacht. Die Lage des Hotels galt als wenig aussichtsreich. „Grobwetterloch“ hieß der Standort bei den Einheimischen. Und auch die ersten Gäste waren alles andere als begeistert. „Sie waren schockiert“, erinnert sich Balthasar Hauser schmunzelnd. „Sie kamen an, haben viele Reisebusse auf dem Parkplatz gesehen und das Hotel neben einer stark befahrenen Straße und dem Sägewerk.“ Das einzige Ziel der Rezeptionistin damals war klar: Sie musste die Gäste an der Abreise hindern. „Aber die Josefine, die hat das gut gemacht. Und wenn die Gäste erst einmal den ‚Wilden Kaiser‘ und den Garten hinter dem Hotel gesehen haben, sind sie gern geblieben.“

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Ideen statt Geld

Auch finanziell war der Anfang für Balthasar Hauser schwierig. Das Hotel war verschuldet, Kredite bekam er keine, an ihn als Unternehmer hat kaum einer geglaubt. Das zwang ihn dazu, kreativ zu werden. „Wir hatten immer mehr Schneid als Geld. Und die haben wir auch gebraucht“, so Hauser heute. Der Geldmangel zwang ihn zu besonderen Ideen: Er baute das Fenster in den Kuhstall mitten ins Gasthaus, er holte Lipizzaner nach Tirol, begrünte Dächer und ließ Schafe dort weiden. Das hat den „Stanglwirt“ in die Medien gebracht und bekannt gemacht.

Vom Landgasthaus zum Luxusressort

Heute kennt das Hotel Stanglwirt keinen Gästemangel. Die Gäste kommen von überall auf der Welt nach Going. Aus dem Landgasthaus ist mittlerweile ein Fünf-Sterne Bio- und Wellnesshotel mit 300 Betten und mehr als 200 Angestellten geworden. Das Gelände ist rund 16 Hektar groß, Balthasar Hauser hat es beständig erweitert. Heute finden sich dort Tennisplätze, Schwimmbäder, Reithallen, Pferdekoppeln und ein Kinderbauernhof.

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Ständige Erweiterung

Von einem kleinen Landgasthof entwickelte sich der Stanglwirt zu einem riesigen Luxusressort.

Promi-Magnet Stanglwirt

Längst ist das Hotel nicht mehr nur ein Erholungsressort, es ist auch bekannt für Party, Glanz und Glamour. Davon zeugt auch die berühmte Fotowand, die sich durch viele Bereiche des Hotels und auch durch den Privatbereich von Balthasar Hauser zieht. „Die Stars sind bei mir gleich viel wert wie alle anderen. Bei mir sitzen alle zusammen, Einheimische, Nachbarn und Stars. Das wollen die Stars, die wollen unter normalen Menschen sein“, ist sich Balthasar Hauser sicher.

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Promigäste gehen ein und aus

Von Falko bis zu Arnold Schwarzenegger - kaum ein Promi, der nicht schon Gast im Stanglwirt und damit Gast von Balthasar Hauser war.

Bei all den prominenten Gästen wurde Balthasar Hauser aber beinahe selbst von einer seiner ersten Weißwurstpartys ausgeschlossen. „Da waren alles deutsche Securitys, die kannten mich nicht. Dann kam der damalige Landeshauptmann an, den wollten sie nicht reinlassen. Da bin ich hinaus und wollte ihm reinhelfen. Dann haben sie mich auch nicht mehr hineingelassen. Das war eine ganz neue Erfahrung - für mich und auch für den Landeshauptmann“, lacht Hauser.

Erholung auf dem Fahrrad

Im Stanglwirt ist tagtäglich etwas los. Erholung von all dem Trubel findet Balthasar Hauser auf dem Fahrrad. Jeden zweiten Tag fährt er auf einen Berg, zu jedem Geburtstag fährt er auf den Großglockner. „Ohne Fahrrad wäre der Stanglwirt nie so erfolgreich“, ist er überzeugt. „Der Druck ist so groß, immer sind Leute da, immer muss man reden, Musik machen, sie unterhalten. Allein in der Natur ist es ruhig, da kann ich abschalten.“ An den Radtouren ändert auch der 70. Geburtstag nichts. Denn wie 70 fühlt sich Balthasar Hauser nicht. „Das ist nur eine Zahl, da denke ich gar nie dran. Wenn ich heute radfahre, fahre ich nicht langsamer als mit 50.“

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Jeden zweiten Tag fährt Balthasar Hauser alleine mit dem Fahrrad auf den Berg.

Generationenwechsel in kleinen Schritten

Im Stanglwirt hat sich aber langsam ein kleiner Generationenwechsel entwickelt. Die vier Kinder von Balthasar Hauser helfen dort fleißig mit, sie alle haben ihren Bereich im Hotelbetrieb gefunden.

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Tochter Elisabeth hat ist für die Verwaltung verantwortlich.

Problem ist das für Balthasar Hauser keines: „Ich bin froh, dass sie den Tourismus nicht ablehnen. Sie sind mit Begeisterung dabei, und es ist wunderschön, dass sie den Betrieb weitertragen“.