Passionsspiele: Thiersee besinnt sich

Ab Sonntag steht Thiersee (Bezirk Kufstein) ganz im Zeichen der Passionsspiele. Seit über 200 Jahren werden die Passionsspiele in dem kleinen Dorf im Abstand von sechs Jahren aufgeführt. Mehr als 250 Laiendarsteller und Musiker zeigen das Leben und Leiden Jesu Christi.

Zum dritten Mal führt Diethmar Straßer, Leiter der Künstlerischen Betriebsdirektion der Volksoper Wien, Regie bei den Passionsspielen Thiersee. Wiederholungen will er mit neuen Ansätzen vermeiden: 2005 führte Straßer gemeinsam mit Theologen der Universität Salzburg den Text auf das Markusevangelium zurück, 2011 überarbeitete er die Rolle des Judas. Judas wird nicht mehr nur als Verräter dargestellt, sondern auch als politischer Mensch auf der Suche nach einem Revolutionär.

Probe Passionsspiele

ORF

Regisseur Diethmar Straßer bei den Proben zu den Passionsspielen

Politische Brisanz

Die politischen und sozialen Rahmenbedingungen zu Zeiten Jesu werden heuer noch mehr thematisiert. Immer wieder kommen Menschen vor, die Jesus zwar nicht direkt kannten, aber durch sein Leben und sein Wirken beeinflusst wurden. Diese Menschen wirken auf einer zweiten Handlungsebene, fast analysierend. So gibt es etwa einen einheimischen Juden und seinen Freund, einen Römer. Sie zeigen, wie unterschiedlich sie Jesus’ Botschaften auffassten. Das soll auch zeigen, dass Jesus eine Art „politischen Sprengstoff“ für die römische Besatzungsmacht darstellte.

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Jesus als politische Gefahr

Für die Römer galt Jesus als unbekannte Gefahr. Er sorgte vor allem in der Politik für Gesprächsstoff.

Bedeutung des Glaubens

Damals wie heute stellten sich viele Menschen die Frage, wie sie mit Religion umgehen sollen, und wie und was sie glauben sollen und können. Bei den Passionsspielen Thiersee werden diese Fragen durch ein junges Ehepaar aufgearbeitet, die unterschiedliche Ansichten und Erfahrungen mit dem Glauben haben und sich damit auseinandersetzen müssen.

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Wer war Jesus?

War er ein Rebell, ein Verführer, ein Fantast? Bei den Passionsspielen wird die Antwort darauf in der Bibel gesucht.

Vom Schwur zur Tradition

Hinter der langen Tradition der Passionsspiele in Thiersee steckt auch ein eigenes Geheimnis, weiß Regisseur Diethmar Straßer. „Die Passionsspiele gehen auf einen Schwur zurück, um von kriegerischen Gräueltaten verschont zu bleiben.“ Ein Aberglaube, aus dem die Tradition gewachsen ist. Das Dorf hält die Tradition aufrecht. Die Mitwirkenden opfern viel Freizeit, um die Passion alle sechs Jahre auf die Beine zu stellen.

Passionsspiele Probe

Karg

250 Laiendarsteller und Musiker aus Thiersee wirken bei den Passionsspielen mit

Das freut auch den Obmann des Passionsspielvereins, Johann Kröll: „Ohne dieses ehrenamtliche Engagement wären die Passionsspiele nicht umsetzbar.“ Dafür rückt das Dorf zusammen. Bis Anfang Oktober laufen die Passionsspiele Thiersee.

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Passionsspiele Thiersee