Hilfe für Tirols Milchbauern

Die Landesregierung hat am Dienstag ein Hilfspaket für Milchbauern beschlossen. Demnach werden 2016 Zinsen für laufende Agrarinvestitionskredite übernommen. LK-Präsident Hechenberger fordert Anreize, um die Milchproduktion zu reduzieren.

Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hat bei der Pressekonferenz nach der Regierungssitzung von einer „schwierigen Situation“ für die Milchbauern gesprochen. Sie seien mit einer deutlichen Senkung der Milchpreise konfrontiert, die „teilweise existenzbedrohend“ sei.

Heuer keine Zinsen bei Krediten

Um den Milchviehbetrieben in dieser „dramatischen Situation“ kurzfristig zu helfen, habe die Tiroler Landesregierung eine Soforthilfemaßnahme beschlossen, teilte Landeshauptmannstellvertreter und Bauernbundobmann Josef Geisler (ÖVP) mit. „Der Landeskulturfonds und das Land Tirol übernehmen im Jahr 2016 die Zinsen für laufende Agrarinvestitionskredite“, sagte Geisler.

Der Landeskulturfonds greift den Bauern damit heuer mit rund 640.000 Euro unter die Arme, das Land Tirol übernimmt Zinszahlungen in der Höhe von 130.000 Euro. Zudem forderte Geisler vom Bund, dass die Rückzahlung von Investitionskrediten 2016 gestundet und die Laufzeit um ein Jahr verlängert werde. Eine entsprechende Richtlinienänderung werde derzeit vorbereitet, so der Landeshauptmannstellvertreter.

Hechenberger setzt auf „freiwilligen Lieferverzicht“

Angesichts der drastisch gesunkenen Milchpreise hat die Tiroler Landwirtschaftskammer nun ein „flexibles Mengensteuerungssystem“ gefordert. „Sinnvoll wäre es, eine freiwillige Mengenrücknahme durch finanzielle Anreize auf EU-Ebene zu erreichen“, meinte Tirols Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger ebenfalls am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck.

Dieser „freiwillige Lieferverzicht“ habe bereits in den 90er-Jahren gut funktioniert, sagte Hechenberger. Von einer starren Quotenregelung hält der LK-Präsident hingegen wenig, da es wichtig sei, flexibel auf Marktänderungen reagieren zu können. Auch das Russlandembargo sollte „überdacht“ werden, fügte Hechenberger hinzu. Wichtig sei jedenfalls mittelfristig eine europäische Lösung zu finden, um Nachfrage und Angebot wieder ins Lot zu bringen.

Faire Partnerschaft mit Handel gefordert

Hechenberger nahm auch den Handel in die Verantwortung. „Es gibt gewisse Handelsketten, die die schlechte Zeit in der Milchwirtschaft schamlos ausnützen“, sagte der Tiroler LK-Präsident. Tirols Bauern würden derzeit nur 27,3 Cent pro Liter konventionelle Milch bekommen. „Man kann gemeinsam einen fairen Anteil am Gesamtkuchen haben. Wir brauchen faire Partnerschaften mit dem Handel“, betonte Hechenberger. Das langfristige Ziel der Tiroler Produzenten müsse der verstärkte Absatz im eigenen Bundesland sein.

Um auf die niedrigen Milchpreise aufmerksam zu machen, wollen Landwirtschaftskammer, Bauernbund, die Bäuerinnenorganisation und die Jungbauernschaft am Mittwoch eine Verteilaktion an größeren Einkaufsorten in ganz Tirol starten. Zudem sollen Unterschriften gesammelt werden, die dann an den designierten Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen übergeben werden.