Tränengaseinsatz bei Brenner-Demo

Bei der Demonstration am Samstag gegen österreichische Grenzkontrollen am Brenner ist es zu Krawallen gekommen. Ein Teil der rund 600 Demonstranten war vermummt und gewalttätig, die italienische Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein.

Der Großteil der vermummten Demonstranten war gegen 15.00 Uhr mit einem aus Trient kommenden Zug am Bahnhof Brenner angekommen. Zunächst wurden sie von der italienischen Polizei am Bahnsteig in Empfang genommen und eingekesselt.

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Demo zu Beginn friedlich

Vorerst skandierten die Demonstranten lediglich anti-faschistische Parolen.

Straßenschlacht zwischen Polizei und Vermummten

Anschließend wurde der Demonstrationszug vor das Bahnhofsgebäude gelassen, danach marschierte der Zug in Richtung südliches Ortsende, machte sich anschließend aber wieder auf den Weg retour. Dann verlagerte sich der Protestzug in Richtung österreichischer Grenze. Plötzlich wollten die Demonstranten von der Straße abweichen und Richtung Gleise gehen. Die Polizei wollte dies verhindern und setzte Schlagstöcke gegen die aufgebrachte Menge ein, die bengalische Feuer und Böller gegen die Beamten warf. Vereinzelt lag dichter Rauch in der Luft.

In Folge gelang es der Polizei die Gewalttäter in das Bahnhofsgebäude zurück zu drängen. Doch dann eskalierte die Situation erneut. Die Demonstranten warfen Steine gegen die vor dem Bahnhof postierten Beamten. Die italienische Polizei drängte schließlich die Demonstranten weiter in das Bahnhofsgebäude zurück und riegelte das Areal ab. Medien und Passanten mussten zurückweichen. Nach etwa zehn Minuten beruhigte sich die Lage wieder.

Anschließend wurden die Demonstranten von der italienischen Polizei vom Bahnhof Brenner zunächst zum Ortsende und dann weiter Richtung Süden zurückgedrängt. Die Carabinieri setzten dabei Wasserwerfer und Tränengas ein. Auf dem Weg demolierten die Demonstranten unter anderem auch ein Polizeiauto.

Demoliertes Polizeiauto Brennerdemo

ORF

Autoscheiben wurden bei den Ausschreitungen zerstört

Laut Informationen der Tiroler Polizei soll es dann auch noch zu einem Sitzstreik gekommen sein. Am frühen Abend löste sich die Kundgebung schließlich auf. Zurück blieben teils geschockte Anwohner und Straßen übersät mit Steinen und Scherben.

Österreichische Polizeitaktik bestätigt

Auf Tiroler Seite blieb die Situation verhältnismäßig ruhig. Bis zur Polizeiabsperrung wo 80 Mitglieder der Sondereinsatzgruppe Wega mit zwei Wasserwerfern postiert wurden ist der Demonstrationszug nicht vorgedrungen. Er hatte sich letztlich über den Bahnhof Brenner wieder in Richtung Süden zum Ortsende zurück verlagert.

Das massive Polizeiaufgebot am Brenner hat vermutlich die italienischen Protestkundgeber davon abgehalten auch auf die österreichische Seite zu kommen. Diese Einsatztaktik und Einsatzvorbereitungen der Österreichischen Polizei - mit einem Aufgebot von 300 Einsatzkräften aus ganz Österreich - war in jedem Fall gerechtfertigt, bilanziert Christoph Kirchmair, Einsatzleiter der Polizei. „Das Gegenüber ist militärisch organisiert und mit äußerster Gewaltbereitschaft gegen die Polizeibeamten vorgegangen ist“, so Kirchmair.

Absperrung Brenner

ORF

Polizeiabsperrung auf Tiroler Seite

Verkehr mit Einschränkungen

Verkehrstechnisch lief es auf österreichischer Seite am Nachmittag zunächst ruhig. Der Verkehr wurde für die Dauer der Sperre ab Brennersee direkt auf die Brennerautobahn (A13) umgeleitet. Die A13 musste dann allerdings ebenfalls kurzzeitig gesperrt werden, da einige Demonstranten über die Bahngleise bis auf die Autobahn liefen. Auch der Bahnverkehr musste kurzzeitig gestoppt werden.

Plakat zur Brenner-Demo

ORF/Daser

Tag des Kampfes

Die Initiative „Grenzen niederschlagen“ hatte bereits seit Tagen in Sozialen Medien und auf Plakaten in Italien zu einem „Tag des Kampfes“ am Brenner aufgerufen. „Schranken und Grenzen sind zu den Wahrzeichen unserer Gegenwart geworden. Das zu akzeptieren, macht uns zu Komplizen dieser unmenschlichen Politik! Die einzige Möglichkeit für unsere Freiheit zu kämpfen ist, die Grenze niederzuschlagen!“ heißt es unter anderem auf dem Plakat.

Die Kundgebung wurde nicht offiziell angemeldet. Eine Anmeldung hätte die Kalkulierbarkeit für die Polizei einfacher gemacht, so Polizei-Sprecher Manfred Dummer gegenüber ORF Tirol.

Polizisten und Polizeiautos am Brenner

ORF/Unterweger

Die Polizisten rüsten sich für den Einsatz

Wasserwerfer

ORF/Förg

Auch zwei Wasserwerfer der österreichischen Polizei waren am Samstag am Brenner stationiert, zum Einsatz kamen allerdings nur jene der italienischen Polizei

Landeshauptmann Platter zeigt sich schockiert

Unterdessen hat auch Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) die massiven Ausschreitungen bei der Demonstration schwer verurteilt. Er sei schockiert über das Ausmaß der Gewalt durch die Demonstranten gegenüber der italienischen Exekutive, sagte der Landeshauptmann. Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger hielt in einer Aussendung fest, dass das „Grundrecht auf Meinungsäußerung (...) nicht von gewalttätigen Gruppierungen missbraucht“ werden dürfe. Er fordert eine „Null-Toleranz-Politik gegen radikale Anarchisten“.

Zwischenfälle bei bisherigen Demos

Bei den beiden bisherigen Demonstrationen am Brenner war es beide Male zu Zwischenfällen gekommen. Am 3. April waren mehrere teils vermummte Demonstranten gegen eine errichtete Sperrkette marschiert und hatten die Beamten mit bengalischen Feuern, Steinen und Flaschen beworfen - mehr dazu in Brenner-Demo artete in Gewalt aus. Bei der zweiten Demo am 24. April drückten mehrere Aktivisten mit Schlauchbooten gegen die Barrikaden der Polizei auf österreichischer Seite, woraufhin diese Pfefferspray und Schlagstöcke einsetzte - mehr dazu in Erneut Zwischenfälle bei Brenner-Demo.

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