Voluminöse Figuren im Innsbrucker Palais Trapp

Überlebensgroße Bronzeskulpturen des ladinischen Bildhauers Lois Anvidalfarei bevölkern derzeit den Hof des Innsbrucker Palais Trapp. Seit Jahren befasst sich Anvidalfarei mit der Form des menschlichen Körpers. Die Schau geht bis Mitte Mai.

Der ladinische Bildhauer Lois Anvidalfarei ist kein schneller Gestalter. Er beschäftigt sich intensiv und über Jahre mit der Form des menschlichen Körpers und mit dem Kreuz. Für seine überlebensgroßen Bronzeskulpturen schöpft der 54-jährige Künstler aus der christlichen und der bäuerlichen Tradition seiner ladinischen Heimat im Gadertal in den Dolomiten. In der Innsbrucker Galerie Maier zeigt der 54-jährige Künstler derzeit aktuelle Skulpturen.

Skulpturen von Anvidalfarei

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Der Körper in der kulturellen Zwangsjacke

Virtuos modellierte Körper mit schweren Gliedern, eingezwängt in das enge Korsett gesellschaftlicher Normen – in der aktuellen Schau repräsentiert durch Eisenstäbe. Eine Skulptur trennt Mann und Frau durch Elemente von Baustellen-Gerüsten.

Skulpturen von Anvidalfarei

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Anvidalfarei: „Die Kultur begrenzt die Freiheit der Geschlechter“

Das Verhältnis zwischen den Geschlechtern sei nicht immer einfach, sagt der scheue Grödner Bildhauer im ORF-Gespräch. „Ich habe das Gerüst mit aufgenommen, es könnte die Gesellschaft sein, die von uns entwickelte Kultur, egal ob religiös oder sozial. Ich denke mir oft, einerseits sind wir total frei, andererseits ist man doch eindeutig und klar definiert im Sinn von ‚das gehört sich so und so‘ und das sind dann diese Stäbe in der Skulptur.“

Erste Arbeit am Kreuz noch als Kind

Tief im christlichen Glauben verwurzelt orientiert sich Anvidalfarei keineswegs an den klassischen Skulpturen der griechischen Antike. Die spätgotischen Christusdarstellungen seiner ladinischen Heimat inmitten der schroffen Bergwelt der Dolomiten haben ihn von Kindheit an geprägt. Das Kreuz war zu Hause nicht ins Eck verbannt, es hing prominent in der elterlichen Stube.

„Meine erste Plastik war das Kopieren des Bauernkreuzes, das wir in der Stube hatten. Das war meine erste Arbeit. Ich habe es abgezeichnet und versucht, es selbst zu machen. Da bin ich dann draufgekommen, wie schwierig das ist. Seit damals ist diese Auseinandersetzung mit dem Kreuz ganz stark.“

Skulpturen von Anvidalfarei

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Pietà mit vertauschten Rollen -

Das Motiv der Pietà, die Madonna mit totem Christus, ist einer der Ausgangspunkte aktueller Arbeiten – doch mit vertauschten Geschlechter-Rollen. Anvidalfarei: „Das ist jetzt meine Pietà, das ist meine Auseinandersetzung mit mir und mit meiner Umgebung und mit dem, was sonst auf der Welt so passiert, das ist gewissermaßen meine Position.“

Meditatives Bauer-Sein

Der Bildhauer ist auch leidenschaftlicher Bauer. Die beiden vermeintlich konträren Welten lassen sich für ihn gut vereinen. „Für mich ist das so: heute Früh war ich im Stall, am Abend gehe ich wieder in den Stall, das ist wirklich so wie eine Art Meditation, wo immer das gleiche ist, das finde ich immer sehr schön. Überhaupt diese Erdverbundenheit, die spüre ich noch durch das Bauer-Sein sehr intensiv.“

Aus der ruhigen Monotonie am Hof schöpft Lois Anvidalfarei auch Kraft für seine Körperwelten.

Ausstellungshinweis

Lois Anvidalfarei, Skulpturen und Zeichnungen, bis 14. Mai 2016, Galerie Maier, Palais Trapp Innsbruck, Montag bis Freitag 10.00 - 12.00 Uhr und 15.00 - 18.00 Uhr, Samstag 10.00 bis 13.00 Uhr