„Tirol-Spion“ Fred Mayer gestorben

Ein für Tirol bedeutender Alliierten-Spion ist am 15. April in seiner Heimat in West Virginia im 85. Lebensjahr verstorben. Der US-Agent Fred Mayer war maßgeblich daran beteiligt, dass Innsbruck bei Kriegsende nicht zerstört wurde.

Der letzte der drei „Real Inglorious Bastards“ - so der Titel eines kandischen Dokumentarfilms - ist tot. Der 1921 in Freiburg geborene Fred Mayer leitete 1945 als US-Agent in Tirol die Operation „Greenup“. Bei dieser ging es darum, einerseits die Bahnstrecke über den Brenner - für die Nazis eine wichtige Nachschubverbindung - zu beobachten. Andererseits sollte auch die tatsächliche Stärke der „Alpenfestung“ erhoben werden. Fred Mayer lieferte diesbezüglich wesentliche Informationen und drang letztendlich bis zum Gauleiter Franz Hofer vor.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Mayer auf Tirol-Besuch

Im Jahr 2011 besuchte Fred Mayer Tirol und unter anderem das Grab von Franz Weber. Georg Laich hat damals mit ihm über die Operation „Greenup“ gesprochen.

Mit Fallschirm im Hochgebirge abgesprungen

Mayer floh 1938 mit seinen jüdischen Eltern von Freiburg in die USA. Dort wurde er beim Office of Strategic Services (OSS) zum Geheimagent ausgebildet. In Bari stationiert erhielten er, Hans Wijnberg, ebenfalls Agent und enger Freund Mayers sowie der aus Oberperfuss stammende Überläufer Franz Weber den Spionageauftrag für Tirol. Am 26. Februar 1945 startete die Operation - mit Fallschirmen landeten die drei am Sulztalferner in den Stubaier Alpen und kämpften sich schließlich bis nach Oberperfuss durch.

Franz Weber, Hans Wijnberg und Fred Mayer

Archiv Breit

v.l.n.r.: Franz Weber, Hans Wijnberg und Fred Mayer

Operation von Operperfuss aus koordiniert

Franz Webers Schwestern - ebenfalls Gegner des Nazi-Regimes - unterstützten die drei US-Agenten maßgeblich, sorgten für neue Identitäten und für deren Verstecke. So gelang es beispielsweise Wijnberg, vom Dachboden eines Bauernhauses aus, eine Funkverbindung nach Bari herzustellen. Mayer machten die Weberschwestern durch gefälschte Papiere und gestohlene Uniformen zu einem Nazi-Offizier, der als solcher zu wertvollen Informationen gelangte.

So fand Mayer beispielsweise Abfahrzeiten für wichtige Nachschub-Zugtransporte heraus. Diese konnten dann von den Alliierten gezielt bombadiert werden.

Nach Festnahme Treffen mit Gauleiter Hofer

Nach rund zwei Monaten wurde Mayer von einem Schwarzhändler verraten und festgenommen. Trotz Folter gab er den Aufenthaltsort seines Funkers und Freunds, Hans Wijnberg, nicht bekannt. Letztendlich profitierte Mayer davon, dass die Nazis glaubten, er sei ein hohes Tier. Aus diesem Grund wurde er zu Gauleiter Franz Hofer in den nahe bei Hall gelegenen Lachhof gebracht.

Hofer, der den Untergang der Nazi-Herrschaft kommen sah, ließ sich offenbar durch Mayer aber auch durch die Tiroler Widerstandsbewegung dazu überreden, Innsbruck und damit Tirol kampflos den Alliierten zu überlassen. Die Landeshauptstadt blieb so - im Gegensatz zu vielen anderen Städten - vor zerstörerischen Bombardements verschont.

Doku und Pläne für Verfilmung

Fred Mayers erfolgreiche Operation „Greenup“ ist Thema einer kanadischen TV-Dokumentation, voraussichtlich aber auch bald Stoff für einen Kinofilm. Mayer hat die Rechte dafür dem Tiroler Spielfilmregisseur Ernst Gossner eingeräumt, der bereits an dem Projekt arbeitet.

Link: