Kuratorium warnt vor Gletscherspalten

Das Kuratorium für alpine Sicherheit hat am Donnerstag vor der Gefahr von Spaltenstürzen gewarnt. Das Risiko sei derzeit erhöht, hieß es. Dies hätten die tragischen Unglücke in den Zillertaler Alpen und Anfang April auf dem Großvenediger deutlich gezeigt.

„Bei Ski-Hochtouren, deren Saison jetzt erst richtig beginnt, ist deshalb besondere Vorsicht geboten“, erklärte Karl Gabl, der Präsident des Österreichischen Kuratoriums für alpine Sicherheit.

Gabl rät deswegen nicht nur, am Gletscher unbedingt immer angeseilt unterwegs zu sein: „Ski-Bergsteiger, die in Gletscherregionen unterwegs sind, müssen zu ihrer eigenen Sicherheit und zur Sicherheit anderer unbedingt die Seil- und Spaltenbergetechnik beherrschen“.

Windverfrachtungen und instabile Schneebrücken

Drei Faktoren bedingten derzeit die „erhöhte potenzielle Gefahr“. Laut dem Salzburger Gletscherforscher Heinz Slupetzky ist die für diese Jahreszeit unterdurchschnittliche Schneedecke auf den heimischen Gletschern einer der Faktoren. Zudem seien die Spalten durch starke Windverfrachtungen meist zugeweht und die Schneebrücken instabil. Bei jenen Spalten, die im Winter schon zugeweht waren, sei die Schwimmschneebildung durch die kalte Luft der Spalten besonders stark, so der Experte. Daher können Schneebrücken über Gletscherspalten „besonders unsicher“ sein.

Als zweiten Faktor machte der Gletscherforscher die veränderte Situation in den Nährgebieten aus. In den 80er- und 90er-Jahren lagen Firnschichten aus mehreren Jahren über den Spalten. Diese hatten dadurch viele sehr tragfähige Überdeckungen. Jetzt seien die Spalten im Herbst offen und später nur mit dem wenig tragfähigen Schnee des laufenden Winters überdeckt. Dadurch sind die Schneebrücken laut Slupetzky schwächer als bei einer verfestigten Firnbrücke. Die Tragfähigkeit sei dadurch stark vermindert.

Als dritten und letzten Faktor nannte der Experte die starke Abschmelzung bis in große Höhen. Diese würde „instabilen Altschnee“ entstehen lassen. Zudem friere der Schnee an der Oberfläche in der Nacht kaum.

Ende Februar sind am Zillergrund ein Einheimischer und Anfang April ein Deutscher nach einem Spaltensturz ums Leben gekommen - mehr dazu in Tödlicher Sturz in Gletscherspalte und Tödlicher Sturz in Gletscherspalte.

Technik zur Selbstrettung trainieren

Es gibt mehrere Methoden, wie sich in Spalten abgestürzte Alpinisten selbst bzw. mit Hilfe ihrer nicht verunglückten Kameraden retten können.

Wer angeseilt und unverletzt in der Spalte hängt, kann die „Münchhausen“-Methodik gut und schnell anwenden, die hier der Salzburger Bergretter sowie staatlich geprüfte Berg- und Skiführer Günter Karnutsch in einem YouTube-Video vorführt - bei einem simulierten „Spaltensturz“ in einer Steilflanke des Salzburger Untersberges - mehr dazu in YouTube

Links: