Brenner: 1 Mio. für Grenzkontrollen
In Italien machen Aktivisten und Linksparteien gegen die Grenzkontrollen mobil. Am 24. April soll es eine weitere Demonstration am Brenner geben, eine noch grössere ist für den 7. Mai angekündigt.
Donnerstagvormittag besuchte der Südtiroler Grüne Kammerabgeordnete Florian Kronbichler den Brenner. Die Organisatoren erwarten mehr Kundgebungsteilnehmer als bei der ersten Demo gegen neue Grenzen in Europa. Damals waren 800 Teilnehmer gekommen, am Ende hatte es auf der Tiroler Seite des Brenners Ausschreitungen und einen großen Polizeieinsatz gegeben - mehr dazu in Brenner-Demo artete in Gewalt aus.
ORF
Besorgte Stimmen in Südtirol
Vor seinem Besuch am Brenner am Donnerstag sprach Kronbichler mit dem Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher. Dieser zeigte sich besorgt über die österreichischen Grenzpläne und kritisierte auch die Rhetorik rund um die geplanten Kontrollen. Dabei bezog sich der Südtiroler Landeshauptmann auf die Äußerungen des österreichischen Verteidigungsministers Hans Peter Doskozil (SPÖ).
zeitungsfoto.at
Doskozil hatte am Mittwochabend in Innsbruck im Falle einer „Extremsituation“ ein komplettes Dichtmachen der Brenner-Grenze angekündigt. Eine solche Extremsituation wäre gegeben, wenn Tirol bei einem Durchwinken sowie Nicht-Zurücknehmen von Flüchtlingen durch Italien und bei anhaltenden Grenzkontrollen Deutschlands zum „Warteraum“ werde, sagte Doskozil beim Landesparteirat der Tiroler SPÖ.
Nächste Maßnahme nach „Grenzmanagement“
Dann werde man „von Italien fordern, wir wollen auf italienischer Seite kontrollieren“, erklärte Doskozil am Mittwochabend in Innsbruck. Dies wäre dann eine mögliche „nächste Maßnahme“ nach dem bereits in Planung begriffenen Grenzmanagement am Brenner. Sollten sich Italien und Deutschland weiter so verhalten wie bisher, habe man in Tirol ein „massives Problem“, warnte Doskozil.
Darum müsse man „jetzt in die Offensive gehen“ - das hieße „Grenzkontrollen ankündigen und gesetzliche Maßnahmen auf Vorrat beschließen“, verteidigte Doskozil einmal mehr die geplanten Verschärfungen der Asylgesetze. Man habe derzeit 100 bis 150 neue Asylverfahren täglich, 16.000 bis 17.000 Asylanträge seien bisher heuer gestellt worden. Den „Richtwert“ von 37.500 Asylanträgen werde man „ohnehin nicht halten“ können, machte Doskozil deutlich.
Mit dem EU-Türkei-Deal habe man den „Faktor Zeit“ gewonnen, „mehr wird es nicht sein“, so der Verteidigungsminister. „Die Türkei spielt mit uns. Wir wissen nicht wie lang der Deal hält und was weiter passiert“, sagte Doskozil.
Kritik an „Kriegsrhetorik“
Beim Landesparteirat, an dem rund 65 Funktionäre und Mandatare teilnahmen, gab es teils massive Kritik an Doskozil und der Linie der Bundes-SPÖ. Von „Kriegsrhetorik“ und einer „180 Grad-Wende“ der SPÖ war die Rede. Der Verteidigungsminister konterte und meinte unter anderem zu den Kritikern, die eine Abkehr von sozialdemokratischen Werten und dem flüchtlingspolitischen Weg des Vorjahres beklagten: „Unsere sozialdemokratische Klientel verlässt uns auf diesem Weg“. Viele seien sich „nicht bewusst“, in welcher Situation sich Österreich befinde.
ORF
Mit knapper Mehrheit votierte der Landesparteirat dann gegen eine Resolution, mit der man sich gegen die „Verschärfung des Asylrechts“ ausgesprochen hatte. Ein Antrag gegen einen „Zaun am Brenner“ wurde hingegen angenommen.
Kritik an Doskozil kommt auch aus der ÖVP. Kubobmann Reinhold Lopatka zeigte sich am Donnerstag über die Aussage irritiert, dass die in der Koalition ausverhandelte Obergrenze der Flüchtlinge nicht halten werde. „Ich erwarte mir vom Verteidigungsminister, dass er nicht wie ein Fähnchen im Wind agiert, sondern zu seinem Wort steht,“ so Reinhold Lopatka (ÖVP)