Die Geheimnisse der Stainer-Geige

Stainer-Geigen aus Absam zählen zu den wertvollsten Geigen der Welt. Weshalb, das erfährt man derzeit in einer Erlebnis-Ausstellung im Gemeindemuseum in Absam anlässlich des 400. Geburtstages des virtuosen Geigenbaumeisters.

„Jakob Stainer fassbar machen!“ So lautet das Motto der Ausstellung in Absam, bei der man nicht nur Spannendes über den Meister selbst erfährt, sondern in erster Linie über die Besonderheiten seiner Geigen. Geigen, die heute wie damals heiß begehrt sind und waren. Bei einer Versteigerung vor fünf Jahren wechselte eine Stainer-Geige um 238.000 Euro den Besitzer.

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Eine echte Stainer wird gespielt

„Tirol heute“ hat die Stainer-Ausstellung in Absam besucht und eine echte Stainer-Geige zu hören bekommen.

Ein intelligenter Bursche aus armen Verhältnissen

Über Stainers Leben gibt es wenige schriftliche Belege. Bekannt ist, dass er 1617 in Absam geboren worden und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen ist. Ebenso ist bekannt, dass er eine Tischlerlehre belegte, des Lateinischen mächtig war und die Kunst des Geigenbauens in Venedig und im Cremoneser Raum erlernt und perfektioniert hat. Stainer-Geigen sollen zu dessen Lebzeiten sogar begehrter gewesen sein als jene des etwas später wirkenden Stradivarius.

Seine Geigen verkaufte er unter anderem an Adelshäuser im deutsprachigen Raum und prägte so die deutsche Geigenbaukunst nachhaltig. Am Innsbrucker Hof war er zudem als „Kaiserlicher Diener“ gern gesehener Gast. Stainer starb 1683 in Absam. Die letzten Jahre seines Leben soll der vielfache Familienvater allerdings nicht mehr im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen sein.

Ein Geheimnis ist die Holzdecke

Im Museum in Absam erfährt man, dass Stainer die Hölzer für seine Geigen großteils aus dem nahen Tulfes bezog. Verarbeitet hat er diese auf den Zehntel Millimeter genau. Der hölzerne Korpus ist nämlich als Resonanzkörper für den Klang der Geige verantwortlich, wie bei einer Museumsführung in Absam eindrucksvoll demonstriert wird.

Stainer Geige

ORF

Geigenbau ist Zehntel-Millimeter-Arbeit - Stainer hat diesen perfekt beherrscht

Das Besondere bei den Stainer-Geigen ist, dass die Decke dieses Korpus’ ganz speziell gefertigt sind. Das bestätigt Rudolf Hopfner, der Direktor der Sammlung alter Musikinstrumente im Kunsthistorischen Museum Wien: „Bei den klassischen italienischen Arbeiten, vor allem jenen Stradivaris, sind die Deckenstärken in der Mitte und am Rand annähernd gleich. Anders bei Stainer, der einem stärkeren Zentrum […] einen dünnen Rand gegenüberstellt. Mit Stärken unter zwei Millimeter geht er im Bereich der Hohlkehle an die Stabilitätsgrenze des Fichtenholzes. Physikalisch gesehen ähnelt dieses Konzept einer Lautsprechermembran, die am Rand eine flexible Aufhängung besitzt.“

Echte Stainer zu hören

„Bei einem Besuch im Museum in Absam lernt man über Jakob Stainer, was man in der Schule eher nicht über ihn gelernt hat“, sagt Museumsleiter Matthias Breit. Vor allem gibt es eine echte Stainer-Geige an den Osterfeiertagen auch zu hören - gespielt von der Violinistin Sophia Gabrielli.

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