Schwierige Suche nach Gemeinderatskandidaten

In Tirol gibt es 37 Gemeinden mit weniger als 500 Einwohnern. Viele dieser Gemeinden haben Probleme eine Liste für die Gemeinderatswahl zu erstellen. Eine dieser Kleingemeinden ist Pfafflar (Bezirk Reutte) mit 87 wahlberechtigten Einwohnern.

Die Gemeinde Pfafflar mit der Hauptortschaft Bschlabs hat 114 Einwohner, davon sind 87 wahlberechtigt. Pfafflar liegt am Weg zum Hahntennjoch. Auf der beliebten Bikerstrecke gibt es in den Sommermonaten viel Verkehr. Im Winter ist der Übergang gesperrt und Pfafflar wird zu einem Ort der Stille.

Gemeinderatswahl Pfafflar

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Bernd Huber

Der erst 35 Jahre alte Bernd Huber kandidiert bereits für seine dritte Amtsperiode als Bürgermeister in der kleinen Gemeinde. Für seine politische Tätigkeit braucht er auch die nötigen Gemeinderäte, und die Einwohner scheinen der Kommunalpolitik nicht sehr zugetan. Dennoch sammelte Huber bis zur letzten Minute Unterschriften für die Gemeinderatswahl Ende Februar.

Kleiner Streit kann große Auswirkung haben

In einer derart kleinen Gemeinde hätten irgendwelche Streitigkeiten gleich große Auswirkungen auf das Dorfleben. Daher werde das Suchen nach Mitstreitern in der Politik immer schwerer, so Huber.

Die Listenerstellung gleicht beinahe einem diplomatischen Staatsakt. Da jeder jeden kennt, der eine den anderen mitunter nicht riechen kann, wird es schwierig. Wenn der eine auf der Liste stehe, wolle der andere wieder nicht, beschreibt Bernd Huber sein Dilemma.

Gemeinderatswahl Pfafflar

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Josef Friedl

Terminkollisionen erschweren Arbeit

Vizebürgermeister Josef Friedl war zuvor zwölf Jahre lang Bürgermeister in Pfafflar. Mit seinem Hauptberuf als Ingenieur bei Plansee sei das Amt nicht mehr vereinbar gewesen.

Wenn man so wie er einen Hauptberuf brauche und in der Früh und abends jeweils eine Dreiviertelstunde mit dem Auto unterwegs sei, gäbe es oft Terminkollisionen zwischen der Politik und dem Unternehmen.

Pfafflar ist auch ein Ort mit vielen Weilern und eine Herausforderung für jeden Bürgermeister, so Friedl. Um die Infrastruktur aufrecht zu erhalten ist die Gemeinde auf öffentliche Mittel angewiesen. Die Gemeinde habe ein sehr großes Wegenetz, und das Wasserleitungsversorgungsnetz entspreche dem einer Kleinstadt. Derzeit müsse man für 120 Einwohner 40 Objekte mit Wasser versorgen, so Friedl.

Vizebürgermeister: Zusammenlegung denkbar

Für Vizebürgermeister Josef Friedl wäre deshalb eine Gemeindezusammenlegung realistisch. Wenn man sich nicht selbst erhalten könne, bleibe wohl nichts anderes übrig, als darauf zu bauen, dass Pfafflar von einer größeren Gemeinde genommen werde. „Ich bin mir aber nicht sicher, ob uns überhaupt jemand nimmt oder nehmen möchte, denn wir wären für die größere Gemeinde nur Ballast.“

Gemeinderatswahl Pfafflar

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Bürgermeister wehrt sich gegen Zusammenlegung

Das sieht Bürgermeister Bernd Huber anders. Eine Zusammenlegung wäre der Dolchstoß für die Kleingemeinde. Die Arbeitsplätze, die es jetzt im Ort gäbe, würden sich eher Richtung Ballungszentren oder in andere Gemeinden verlegen.

Daher klappert Bernd Huber in Pfafflar bis zur letzten Minute noch jedes Haus ab, um doch noch eine Gemeinderatsliste zusammenzubringen, was ihm schließlich auch gelingt.