Sprechstunde für Selbstverletzungen an Klinik

Die Klinik Innsbruck bietet nun eine eigene Sprechstunde für Jugendliche mit selbstverletzendem Verhalten und deren Eltern an. Studien zeigen, dass sich jeder fünfte Minderjährige schon einmal Verletzungen zugefügt hat.

Es gebe zwei Gründe für Selbstverletzungen bei Kinder und Jugendlichen. „Zum einen kann der Grund eine akute seelische Belastung sein, wie die Scheidung der Eltern, die Trennung vom Freund oder große schulische Probleme. Zum anderen kann eine schwerere psychische Erkrankung im Hintergrund stehen“, erklärt die Direktorin der Innsbrucker Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kathrin Sevecke.

Kathrin Sevecke, Martin Fuchs

tirol kliniken/Seiwald

Direktorin Kathrin Sevecke, ihr Stv. Martin Fuchs

Gespräch idealerweise mit Eltern

Abgeklärt kann das in der neu eingeführten Sprechstunde für Selbstverletzungen werden. In den meisten Fällen handle es sich um kurze Phasen, bei denen eine ambulante Behandlung ausreiche, erklärt die Psychiaterin. Ein erster wichtiger Schritt sei das Gespräch von Ärzten mit den Betroffenen und idealerweise den Eltern, wie die Experten sagen. "Oft sind die Eltern überfordert, wenn sie entdecken, dass ihr Kind sich selbst verletzt und oft reagieren sie deshalb auch falsch“, erklärt Martin Fuchs, Leiter der Ambulanz und stellvertretender Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Andere Handlungsweisen entdecken

Es gebe unterschiedliche Ausprägungen von Selbstverletzungen. „Vom leichten Kratzen, das kaum sichtbar ist, bis zum tiefen Schneiden, Stechen, Verbrennen, das eine chirurgische Behandlung erfordert“, erklärt Fuchs. Als Grund für die Selbstverletzung nennen die Ärzte, eine erhoffte Erleichterung von einem negativen Gefühl oder einen erhofften Ausweg von persönlichen Schwierigkeiten. Im Zuge der Behandlung werde versucht, einen anderen Umgang mit Druck und negativen Gefühlen zu finden. Weiters würden alternative Handlungsweisen erarbeitet.

Die Ärzte halten fest, dass selbstverletzendes Verhalten nicht automatisch suizidales Verhalten bedeutet.

Sprechstunde ab Februar

Eltern raten die Experten, mit betroffenen Kindern offen darüber zu sprechen und die Gefühle des Kindes ernst zu nehmen. Das selbstschädigende Verhalten zu verbieten oder gar Strafen anzudrohen, bedeute einen Abbruch der Kommunikation, was fatale Folgen haben könne.

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Dr. Martin Fuchs in „Tirol heute“

Betroffene Kinder, Jugendliche und Eltern können sich bei der Sprechstunde melden und einen Gesprächstermin ausmachen.

Die Sprechstunde für Kinder und Jugendliche mit selbstverletzendem Verhalten wird ab Februar in der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie angeboten. Termine können über die Ambulanz vereinbart werden.

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