365-Euro-„Öffi“-Jahresticket mit Fragezeichen

Die Grünen geraten angesichts ihres großen Wahlversprechens - eines Jahrestickets für „Öffis“ um nur 365 Euro - unter Druck. Die Opposition glaubt, dass das Vorhaben ein leeres Versprechen bleibt. Die Grünen halten am Donnerstag daran fest.

Mitte Mai 2013 war der Koalitionspakt der ÖVP mit den Grünen fixiert. In der Antrittspressekonferenz stellte Parteichefin und LHstv. Ingrid Felipe (Grüne) - nun für die Verkehrsagenden verantwortlich - das 365 Euro Jahresticket für alle „Öffis" in ganz Tirol in den Mittelpunkt: „Es wird ein ‚Öffi‘-Ticket um 365 Euro für alle Tirolerinnen und Tiroler geben.“

impuls tirol: „Dauerversprechen“

Bis heute ist dieses Vorhaben nicht umgesetzt. Daran stößt sich etwa Klubobmann Hans Lindenberger (impuls tirol) nach der Verkehrausschusssitzung des Landtags am Donnerstag. Er spricht von einem „Dauerversprechen“ und von „keinem ernsten Willen zur raschen Umsetzung": „Die Gespräche zeigen, dass an der Einführung des Jahrestickets weiterhin nur herumgebastelt wird. Eine sofortige Lösung ist nach wie vor nicht in Sicht,“ so Lindenberger.

List Fritz: „Bringen Ticket nicht auf Schiene“

Der Dringlichkeitsantrag auf sofortige Umsetzung des 365 Euro-Ticktes im Verkehrsausschuss kam von der Liste Fritz. Dieser sei jedoch von den Regierungsparteien ausgesetzt worden. „Uns drängt sich der Verdacht auf,“ so Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider, „dass ÖVP und Grüne beim Versprechen den Mund zu voll genommen haben und jetzt das Ticket nicht auf Schiene bringen. Sie sind gefordert, sonst heißt es wieder: Schwarz-Grün, versprochen - gebrochen.“

SPÖ und AK: „Öffi“-Tarife werden neuerlich erhöht

Auch die SPÖ Tirol und die Arbeiterkammer Tirol forderten Anfang dieser Woche eine rasche Einführung des Ticktets, angesichts der Tatsache, dass mit Anfang Februar die Tarife für „Öffis“ erhöht werden - mehr dazu in AK kritisiert Tariferhöhung bei „Öffis“.

Die FPÖ Tirol meinte, dass der Wähler von den Grünen bewusst vor der Landtagswahl getäuscht worden sei. Wenn Felipe nichts mehr davon wissen wolle, so Landesparteiobmann Markus Abwerzger, dann beweise dies, dass „die Grünen in der Landesregierung dem Größenwahn verfallen seien“.

Grüne kündigen Ticket für 2017 an

Für den Verkehrssprecher der Grünen Hermann Weratschnig war die Aufregung nach der Ausschusssitzung „absehbar“. Man wisse, dass es weiterer Verbesserungen im Öffentlichen Verkehr bedürfe, so Weratschnig: „Ingrid Felipe ist mit den Vorbereitungsarbeiten fertig. Jetzt geht es um die Verhandlungen, was die Finanzierung betrifft.“

Erste Verhandlungen mit den Verkehrsunternehmen seien bereits positiv verlaufen, so Weratschnig, der weiters ankündigt, dass „die Grünen noch im Jahr 2016 die notwendigen Budgets für die Tarifreform in der Landesregierung und im Landtag beschließen werden“. 2017 soll ein „preiswerteres Ticket“ erhältlich sein, so Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe, die sich offenbar auf 365 Euro nicht mehr festlegen lassen will.

Ticket als „Wahlzuckerl“

Die Opposition vermutet, dass das Ticket von den Regierungsparteien bewusst auf die lange Bank geschoben wird, um es erneut als „Wahlzuckerl“ vor den Landtagswahlen 2018 zu benutzen.

Brita Bauer, tirol.ORF.at