Kinderarzt im BKH: Notlösung mit Vorteilen

Seit dem 1. Oktober gibt es im Bezirkskrankenhaus Reutte eine eigene kinderärztliche Ordination. Zuvor waren alle Versuche gescheitert, im Bezirk Reutte einen Kassenarzt für Kinderheilkunde anzusiedeln. Eine Notlösung mit Vorteilen.

Die Außerferner Eltern haben sich mittlerweile damit abgefunden, dass es im ganzen Bezirk keinen niedergelassenen Kinderarzt gibt und gehen deshalb auch für eine Schutzimpfung oder eine Routineuntersuchung ins Bezirkskrankenhaus Reutte. „Mein Hausarzt in Tannheim ist auf Urlaub, deshalb sind wir jetzt nach Reutte gefahren“, sagt Monika Grad im Wartezimmer der Ordination im Krankenhaus. „Meine Tochter Katharina ist auch hier geboren, wir sind mit der Kinderabteilung sehr zufrieden. Man kann auch am Wochenende herkommen“, lobt Marion Lechleitner aus Elmen.

Suche nach Kassenarzt aufgegeben

Seit 1. Oktober hat das Bezirkskrankenhaus Reutte offiziell die Funktion einer Kinderordination zusätzlich zu den bestehenden Aufgaben einer Kinderstation und einer Notfallambulanz übernommen. Die Suche nach einem ansässigen Kinderarzt haben Krankenkassen, Tiroler Gesundheitsfonds und die Gemeinden im Bezirk Reutte inzwischen aufgegeben.

„Im Lechtal oder im Tannheimer Tal hat es noch nie Kinderärzte gegeben. Da gibt es sehr gute niedergelassene Allgemeinmediziner, die sich umfassend um die Kinder kümmern können. Aber wenn es spezielle kinderärztliche Fragen gab, war immer das Krankenhaus der erste Ansprechpartner", sagt Jörg Franke, Primar an der Kinderabteilung im Bezirkskrankenhaus Reutte.

Was wie eine Notlösung aussieht, hat auch Vorteile. Das Krankenhaus bietet tägliche medizinische Versorgung, also auch an Sonn- und Feiertagen. Zudem steht den kleinen Patienten ein ganzes Team an Kinderärzten zur Verfügung und es wird die Infrastruktur eines ganzen Krankenhauses unter einem Dach geboten.

Modellregion Außerfern

Das Außerfern dient dabei durchaus als Modellregion für ganz Österreich. Grundsätzlich gehe der Trend im medizinischen Bereich eher weg von Einzelordinationen hin zu Gemeinschaftspraxen und Ärzte- und Gesundheitszentren. „Der Bezirk Reutte wird immer gerne als Modellbezirk hergenommen, weil er so klein und abgegrenzt ist. Für die Krankenkassen und den Tiroler Gesundheitsfonds ist es dadurch kein großes Risiko, so eine Verschränkung zu wagen“, sagt Dietmar Baron, Verwaltungsdirektor im Bezirkskrankenhaus Reutte.