Sellrain: Unwetter-Schäden fast behoben

Knapp ein halbes Jahr nach den Vermurungen im Sellraintal sind die Sanierungsarbeiten zum Großteil abgeschlossen. Über zwölf Millionen Euro wurden für die Sanierung der Schäden allein an der Sellraintalstraße und der Melach investiert.

Die Schäden durch das Unwetter waren enorm. An 15 Stellen und auf einer Länge von über 300 Metern wurde die Straße im Sellraintal vor einem halben Jahr weggespült - mehr dazu in Millionenschaden durch Unwetter (tirol.ORF.at, 8. 6. 2015)

Familie Leitner vor ihrem Haus im Sellrain

Daniel Liebl

Ein Großteil der Arbeiten ist mittlerweile abgeschlossen. 12,25 Millionen Euro betrug der Gesamtaufwand für die Sanierung der Hochwasserschäden an Sellraintalstraße und an der Melach. Die teils komplett zerstörte Straße konnte bereits nach sechs Wochen wieder für den Verkehr freigegeben werden. Was noch fehlt, ist die neue Galerie Tafelweg, die im Sommer 2016 um 2,5 Millionen Euro fertiggestellt werden soll.

Die unterspülten Bohrpfähle an der Herrgottschrofengalerie, der Ludererkurvengalerie und der Wurmtalgalerie mussten mit massiven Wasserbausteinen und Betonplomben abgesichert werden, erläuterte der Leiter des Baubezirksamtes Innsbruck, Werner Huber.

Sohle der Melach aufgeweitet

Fast im gesamten Verlauf der Melach wurden Maßnahmen gesetzt, die für die Zukunft mehr Sicherheit bringen. „Das Hochwasser hat uns gezeigt, dass die Melach bei einer Sohlbreite von 14 bis 15 Metern in der Lage ist, Wasser und Geschiebe aus eigener Kraft abzutransportieren“, erklärt LHStv Geisler (ÖVP). Grundsätzliches Ziel bei den Sanierungsarbeiten war deshalb die Aufweitung der Sohle auf diese Breite.

Sellrain im Oktober 2015

Land Tirol/Walser

Blick auf Sellrain im Oktober 2015

Neues Geschiebebecken fasst 60.000 m3

Ein neues Geschiebebecken am Seigesabch sorgt zusätzlich für Sicherheit. Es kann rund 60.000 m3 Geschiebe zurückhalten und soll 2017 fertig gestellt sein. „Die Schutzwirkung ist aber jetzt schon gegeben“, so Siegfried Sauermoser, Leiter der Wildbach- und Lawinenverbauung.

Noch nicht gebaut sind die Gestaltung der Einmündung des Seigesbaches in die Melach und die Errichtung von Sperren im Oberlauf des Seigesbaches. Diese sollen ein Fortschreiten der Erosion verhindern. Am Bodnerbach wurde bereits eine Holzsperrenstaffelung errichtet. Die Gesamtkosten der Schutzbaumaßnahmen an den Wildbächen betragen 1,8 Millionen Euro. Davon tragen der Bund 55, das Land 35 und die Gemeinde zehn Prozent.

Schutzbauten entlang der Melach in Sellrain

Land Tirol/BBA Innsbruck

Arbeiten an Schutzbaumaßnahmen entlang der Melach

Für die Bau- und Schutzmaßnahmen entlang der Melach wurden zusätzlich ca. 22.000 m² Privatgrund benötigt, die zukünftig dazu beitragen werden, auftretende Hochwässer möglichst schadlos ableiten zu können. Um die negativen Auswirkungen abzufedern, wird ein Grundzusammenlegungsverfahren durchgeführt.

Steilhang in Sellrain

Land Tirol/Berger

Viele Steilwiesen waren beschädigt

Der Landeskulturfonds erwirbt dafür 50.000 m2, sie stehen dann als Tausch- oder Ersatzflächen zur Verfügung. Dies ermögliche auch neue Möglichkeiten, heißt es vonseiten der Gemeindeführung. So soll etwa ein Uferbegleitweg von Sellrain bis nach Gries künftig touristisch und als Notweg für Einsatzfahrzeuge genutzt werden.

549 Grundstücke von 145 betroffenen Grundstückseigentümern auf einer Gesamtfläche von 122 Hektar in Sellrain und Gries umfasst die geplante Neueinteilung der Grundstücke, so Alois Walser von der Abteilung Bodenordnung.

Rekultivierung beinahe abgeschlossen

Beinahe zur Gänze abgeschlossen sind die Rekultivierungsarbeiten. Insgesamt 19 Hektar landwirtschaftliche Flächen - davon rund ein Viertel Steilwiesen - wurden durch die Unwetterkatastrophe stark beeinträchtigt. Auf insgesamt 57 Grundstücken mussten die obersten zwei Bodenschichten wieder neu aufgebaut werden.