30 HIV-Neudiagnosen im Jahr 2015
Erklären kann man sich die jüngsten Zahlen bei der Aidshilfe Tirol derzeit nicht: In den ersten drei Quartalen des heurigen Jahres verzeichnet Tirol nach der Bundeshauptstadt die meisten HIV-Neudiagnosen. Bei 30 Menschen in Tirol wurde das Virus festgestellt. Wie lange sie schon infiziert sind, kann man nicht sagen. Beinahe die Hälfte aller HIV-Diagnosen wird spät oder sehr spät gestellt, dann, wenn die Krankheit schon ausgebrochen ist.
Rätsel über hohe Zahl an Neuansteckungen
Zwar liegt Tirol mit der Zahl an HIV-Neudiagnosen in großem Abstand hinter Wien, aber doch vor allen anderen, auch viel bevölkerungsreicheren Bundesländern. Lydia Domoradzki, Leiterin der Aidshilfe Tirol, ist da vorerst noch ratlos. Es könne sich um einen statistischen Ausreißer handeln, aber es sei auch nicht klar, ob es sich bei den Neuansteckungen um Tiroler handle, so die Ärztin. Ein Grund könnte die Steigerung bei der Zahl der HIV-Tests sein.
Laut dem UNAIDS-Fortschrittsbericht zur Behandlung von HIV haben mittlerweile 15,8 Millionen Menschen Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten. Insgesamt sind 37 Millionen Menschen mit HIV infiziert.
Seit eineinhalb Jahren werden in Tirol sogenannte Schnelltests angeboten. Derzeit läuft die europaweite Testwoche, bei man sich neben HIV auch auf Hepatitis testen lassen kann. Zwei Termine bietet die Aidshilfe in dieser Woche in der Homosexuelleninitiative Hosi und in der Suchtkrankenanlaufstelle Komfüdro in Innsbruck an.
Beratung und Aufklärung immens wichtig
Beratung heißt das Motto der Aidshilfe Tirol in mehreren Bereichen: Workshops für Tiroler Zahnärzte, die nicht wissen, wie sie mit HIV-Infizierten umgehen sollen, waren 2015 schnell ausgebucht. Wichtig sei außerdem die Aufklärung von Jugendlichen, sagt die Psychologin Ulrike Paul. Wobei dabei auf profunde seriöse Quellen geachtet werden müsse, so die Psychologin.
Aids ist schon lange nicht mehr das Todesurteil, mit dem es früher verbunden wurde. In den vergangenen zehn Jahren ist die Anzahl der Todesfälle um 42 Prozent gesunken. Aids ist zu einer chronischen, behandelbaren Krankheit geworden. Rund 1300 Menschen in Tirol sind derzeit HIV-positiv.