Filmfestival über Protest und Widerstand

Politik von unten steht heuer im Zentrum des Polit-Film-Festivals, das am Montag in Innsbruck beginnt. Fünf Tage lang sind Filme zu sehen, die sich mit Protest, Aktivismus und Revolution befassen. Begleitet werden die Filme von Publikumsgesprächen.

Gezeigt werden aktuelle Dokumentarfilme, die moderne und historische Formen von Protest, zivilem Ungehorsam, politischem Aktivismus und revolutionärer Bewegung abbilden. Sie thematisieren je nach politischem und sozialem Kontext unterschiedliche Konflikte, wofür oder wogegen gekämpft wird und den Preis für den Widerstand.

Filmausschnitt "How to change the world"

Greenpeace

Mit dem Schlauchboot gegen Walfänger: Bilder wie diese machten Greenpeace bekannt, ein Film dokumentiert diese Strategie

Die Filme, die alle erstmals in Tirol gezeigt werden, arbeiten mit unterschiedlichen Mitteln, um aufzuzeigen, wie Aufbegehren zu Veränderung führen kann. Alle Filme stammen aus den Jahren 2014 und 2015, sie unterstreichen die Bedeutung von Protestbewegungen für die Entwicklung und den Fortbestand demokratischer Gesellschaften.

Zielgruppe: Politikverdrossene Bürger

Gezeigt wird z.B. „How to Change the world“, ein Film über die Entstehungsgeschichte der Umweltschutzorganisation Greenpeace. 1971 segelte eine Gruppe von Hippies, Journalisten und Friedensaktivisten aus Vancouver mit einem Fischkutter vor die Küste Alaskas, um dort die Atombombenversuche der USA zu verhindern. Doch um als Organisation eine Weltöffentlichkeit zu erreichen, waren Bilder notwendig, Fotos, die sich in den Köpfen der Menschen festsetzen konnten. In „How to Change the world“ kommen bisher unveröffentlichte Archivmaterialien auf die Leinwand und ehemalige Aktivistinnen zu Wort.

Filmausschnitt "Auf den Barockaden"

Matthias Heckmann

Der Widerstand des Josefinischen Erlustigungskomitees wurde dokumentiert

Zu sehen ist auch „Auf den Barockaden“: Eine Protestinitiative bildet sich, als in Wien im Jahr 2007 in einer der ältesten barocken Gartenanlagen eine private Konzerthalle gebaut werden soll. Die kreative Gegeninitiative nennt sich Josefinisches Erlustigungskomitee, sechs Jahre lang wurde sie von der Kamera begleitet. Die geplante Verbauung der Augartenspitze ist beispielhaft für die Mechanismen von Wirtschaft und Machtpolitik und den Widerstand dagegen. Auf der Programmliste weiters steht „Concerning Violence“ über afrikanische Freiheitskämpfer in den 1960er, 70er und 80er Jahren, in „The yes men are revolting“ nimmt es ein Protest-Duo auf satirische Art und Weise mit Kanadas Umweltministerin auf.

Femen und Maidan: Ungehorsam auf urkainisch

Gezeigt wird außerdem „Je suis femen“ über die ukrainische Gründerin der Frauenrechtsgruppe Femen und „Maidan“ über die Geschehnisse am gleichnamigen Platz in Kiew im Winter 2013/14. In „Io sto con la sposa“ geht es um die als Flucht einer als Hochzeitsgesellschaft getarnten Gruppe syrischer Flüchtlinge, in „Une jeunesse allemande“ um die Geschichte der RAF und die gesellschaftlichen Reaktionen auf sie.

Integraler Bestandteil des Polit-Film-Festivals sind die Publikumsgespräche zu den Filmen. Heuer eingeladen sind unter anderem das ehemalige RAF-Mitglied Karl-Heinz Dellwo, die Filmemacherin Doris Kittler, Greenpeace-Mitglied Wolfangz Sinz und die Aktivistin Monika Weissensteiner.

Festival als politische Bildung

Seit dem Jahr 2001 widmet sich das Polit-Film-Festival in Tirol noch nicht oder selten gezeigten Dokumentar- und Spielfilmen mit aktuellen, gesellschaftspolitisch relevanten Inhalten. Jedes Festival beschäftigt sich dabei mit einem Thema. Die Veranstaltung soll mithilfe des Films und des Kinos auf politische, soziale, mediale und ökonomische Prozesse aufmerksam machen und das Publikum anregen, sich eine Meinung zu bilden.

Gegründet wurde das Polit-Film-Festival von den Medien- und Kommunikationsberatern Thomas Pupp und Josef Wolf, es findet im Leokino statt und endet am Freitag.

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