Flüchtlingskrise: Tirol bereitet sich vor

Noch ist fraglich, wie sich die Flüchtlingskrise auf Tirol auswirken wird. Den ganzen Montag tagten Einsatzstäbe und trafen Vorbereitungen. Nach wie vor versuchen die meisten Flüchtlinge, nach Deutschland zu gelangen.

Unter der Leitung des stellvertretenden Landesamtsdirektors Dietmar Schennach trafen sich am Montagnachmittag die Vertreter der Tiroler Sozialen Dienste und der betroffenen Landesabteilungen und berieten, wie man mit der neuen Situation umzugehen hat.

Dietmar Schennach

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Dietmar Schennach

Schennach sagte gegenüber dem ORF Tirol, man nehme an, dass sich die Situation verschärfen werde und zusätzliche Flüchtlinge kommen. „Aber ich glaube, grundsätlich sind wir gut aufgestellt. Wir haben ja beim G7- und Bilderbergtreffen schon unsere Einsatzleitungen hochgefahren gehabt. Wie die Grenzkontrollen in Deutschland aktiviert waren haben wir alle untergebracht. Ich glaube, dass wird dieses Mal auch wieder so gut funktionieren.“

Schennach: 900 Flüchtlinge leicht unterzubringen

In der Kufstein-Arena waren schon in der vergangene Nacht schnelle Entscheidungen notwendig, mehr als 190 Flüchtlinge strandeten in Tirol. Rund 250 Notbetten wurden in einer Turnhalle eingerichtet, um die Flüchtlinge vorübergehend unterzubringen. Schennach sagt, man sei noch ausbaufähig und könne bis zu 800 oder 900 Flüchtlinge leicht unterbringen. Tirol sei vorbereitet, hieß es am Montag.

Krisensitzung

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Krisensitzung am Montagnachmittag

In Tirol beurteilt auch ein eigener Einsatzstab der Polizei seit Montag die Lage ständig neu. Was die nächsten Herausforderungen sind, ist schwer abzuschätzen. Der nächtliche Flüchtlingsaufgriff hat gezeigt, worauf sich die Einsatzkräfte einstellen müssen. Polizeidirektor Helmut Tomac sagte am Montag, man habe versucht mit Deutschland in Kontakt zu treten. Aber auch auf deutscher Seite würden die Dinge sehr dynamisch und kurzfristig passieren, sodass man in Tirol wenig Gelegenheit habe, sich vorzubereiten.

Helmut Tomac

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Helmut Tomac

Vernetzes Arbeiten mit dem Land und den Hilfsorganisation sei deswegen umso wichtiger. Die zuletzt in Tirol Aufgegriffenen sollen nach Italienen zurückgebracht werden. Die weitere Einschätzung am Montagnachmittag aber lautete, es sei unverändert Ziel der Flüchtlinge, nach Norden zu gelangen, sagte Tomac. Es würden nicht vermehrt Asylanträge gestellt.

Bessere Koordination aller Behörden

Tomac berichtete, dass man in Tirol eine „Aufbauorganisation“ etabliere, um für künftige Entwicklungen gerüstet zu sein. Dabei gebe es tägliche Besprechungen zwischen Polizei, Land Tirol und Hilfsorganisationen, um auf Veränderungen rasch reagieren zu können. Im Burgenland sei auch ein Zug der Tiroler Polizei im Einsatz, etwa 25 Männer und Frauen würden dort einen Assistenzeinsatz leisten und alle Tätigkeiten verrichten, die notwendig seien.

Platter bekräftigt Forderung nach Grenzkontrollen

Landeshauptmann Günther Platter pochte gegenüber ORF Radio Tirol erneut auf europäische Solidarität. Allerdings könne man nicht zusehen, wenn in Deutschland Grenzkontrollen eingeführt werden und in Österreich nichts dergleichen gemacht werde, bestätigte Platter einen Bericht der „Tiroler Tageszeitung“ (Montagausgabe).

Er fordere deshalb Grenzkontrollen auch in Österreich, diese seien auch aus Sicherheitsgründen notwendig. Es brauche Grenzkontrollen auch am Brenner, sagte Platter, „so bedauerlich das ist“. Aktuell könne es nicht sein, dass in Deutschland Grenzkontrollen eingeführt würden, in Tirol und Österreich aber nicht. Er erwarte sich, dass mit Italien Kontakt aufgenommen werde. Es sei notwendig, sich in solchen Fragen eng mit den Nachbarländern abzustimmen, so der Landeshauptmann.

Kaum Asylanträge in Tirol

Laut Polizei sind vergangene Woche in Tirol 347 illegal eingereiste Menschen angehalten worden, ein Großteil von ihnen in Zügen. Nur fünf Menschen stellten einen Asylantrag für Österreich.

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