Wörgl wartet weiter auf Hochwasserschutz

Zehn Jahre nach dem Jahrhundertwasser in Wörgl kämpft die Gemeinde noch immer um einen Hochwasserdamm. Das Land Tirol will 2016 mit der Planung für einen gemeindeübergreifenden Hochwasserschutz beginnen.

Zehn Jahre nach den verheerenden Unwettern fordert die Gemeinde Wörgl noch immer einen Damm zum Schutz vor neuerlichen Hochwassern. Erst kürzlich wurde jedoch das von der Stadt Wörgl gestellte Ansuchen um Baugenehmigung abgelehnt. Die Bürgermeisterin von Wörgl Hedi Wechner (SPÖ) zeigt sich empört, dass in der Gemeinde nichts geschehen dürfe. Der erste Antrag zu dem Damm sei im Juli 2013 eingebracht worden, im Juli dieses Jahres sei nun der ablehnende Bescheid eingelangt, so Wechner.

hochwasser 2005 wörgl

ORF Tirol

Große Schäden durch Hochwasser

Ein Schutzdamm statt roter Zone

Nach den Überschwemmungen im Jahr 2005 wurde der Gefahrenzonenplan überarbeitet: Seitdem liegt der Ortsteil Gießen samt Gewerbegebiet in der roten Zone. Für die Menschen bedeutet das gravierende Einschnitte - z.B. beim Wert der Immobilien. Die rote Zone würde mit einem Schutzdamm wegfallen. Geplant wäre der 1,2 Kilometer lange Wall im Wörgler Gewerbegebiet zwischen Autobahn und Inn. Der Kostenpunkt liegt bei zirka einer Million Euro.

Drei große Retentionsflächen im Unterland

Als Reaktion auf die neuen Gefahrenzonenpläne hat die Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Tirol die Regionalstudie Unterinntal erarbeitet. Die Regionalstudie Unterinntal ist die Grundlage für die Planung von Schutzmaßnahmen, die regional und in Wasserverbänden erfolgen soll. Im Unterinntal seien drei Retentionsräume vorgesehen, die optimiert werden sollen: Thaur, Schwaz-Buch und Radfeld-Kundl.

Regionalstudie zu Hochwasser Unterinntal: Kramsach- Radfeld- Breitenbach

Land Tirol

Ausschnitt Regionalstudie Unterinntal: Überflutete Flächen bei 100-jährigem Hochwasser in Kramsach- Radfeld- Breitenbach

Es sollen Mauern, Dämme und spezielle Bauwerke errichtet werden, mit denen das Wasser in die Retentionsräume ein- und wieder ausgeleitet wird, heißt es in einer Aussendung vom Land Tirol. Mit Hilfe von Schutzbauwerken sollen 4.400 Häuser und Betriebe im Unterinntal geschützt werden.

Retentionsräume sind die an den Flüssen und Bächen seitlich gelegenen Flächen, auf denen sich bei Hochwasser das Wasser ausbreiten kann. Es fließt dort nur noch langsam oder steht. Dadurch wird der Wasserstand verringert.

Land und Bund würden die gesamten Planungen für alle betroffenen Gemeinden zwischen Rum und Kufstein finanzieren, so heißt es in der Aussendung weiter. Im Frühjahr 2015 hat das Land Tirol das Vergabeverfahren für die Detailplanungen gestartet. "Die Ausschreibung soll im Herbst 2015 abgeschlossen werden. Der Beginn für die Detailplanungen ist für Anfang 2016 geplant“, erklärte LHStv Josef Geisler.

Wörgl allein kann Problem nicht lösen

Ein Damm allein reicht dem Land also nicht, denn bei einem möglichen Hochwasser muss sich der Inn genügend ausbreiten können. Große Retentionsflächen seien notwendig, die Wörgl nicht hat, die aber mittlerweile gesetzlich vorgeschrieben sind, so der Landesrat für Wasserwirtschaft Josef Geisler (ÖVP). Wörgl sei alleine nicht in der Lage, das Problem gesetzeskonform zu lösen, so Geisler. Deswegen habe das Land Tirol vor einem halben Jahr die Gemeinden aufgerufen, das Problem gemeinsam zu bewältigen und gemeindeübergreifend tätig zu werden.

Land Tirol fordert gemeindeübergreifende Lösung

Bei einer gemeindeübergreifenden Lösung müssten im Fall Wörgl die Nachbargemeinden Kundl und Radfeld größere Flächen zur Verfügung stellen - alleine in Radfeld wären dies ganze 177 Hektar. Das würde vielen Bauern die Existenz kosten, warnt der Bürgermeister von Radfeld, Josef Auer. Es gehe aber nicht nur um die Landwirtschaft, auch der Ort selbst sei dann betroffen. Der angedachte Retentionsraum würde direkt an der Grenze des verbauten Gemeindegebietes beginnen, was ebenfalls problematisch wäre, so Auer.

In einem Gespräch mit dem ORF erklärte Josef Geisler, dass man mittlerweile ein Entschädigungsmodell für die Grundeigentümer ausgearbeitet habe. Jetzt müsse man die Pläne umsetzen und Gespräche mit den Eigentümern führen, so Geisler. Eines ist jedenfalls sicher: Im Wahljahr 2018 muss nach Vorgabe von Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) definitiv mit dem Bau des Hochwasserdamms begonnen werden.

hochwasser wörgl 2005

Land Tirol

2005 wurde das Gewerbegebiet in Wörgl überschwemmt

Jahrhunderthochwasser 2005

Am 23. August 2005 brach der Wall in Wörgl. Ein Teil von Wörgl wurde völlig überschwemmt: Betroffen war das gesamte Gewerbegebiet - insgesamt waren mehr als 400 Gebäude betroffen. 1,4 Millionen Kubikmeter strömten in den Ort – mehr dazu in Zehn Jahre nach dem Jahrhunderthochwasser.

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