Suspendierung der Kindergärtnerin spaltet Dorf

Die Suspendierung einer langjährigen Kindergärtnerin sorgt in Längenfeld im Ötztal für Empörung. Gegen die Pädagogin sollen massive Vorwürfe im Raum stehen. Die Eltern der Kinder kritisieren die Suspendierung und halten sie für Mobbing.

Während der Bürgermeister die Maßnahme verteidigt, sprechen die Eltern der Kinder von einer „absolut unmenschlichen Vorgehensweise“. Mütter, Väter und Kinder machen sich für „ihre Martha“ stark. Die Kindergärtnerin ist nach über 30 Dienstjahren suspendiert worden. Was dahinter steckt, lässt sich nicht genau eruieren. Der Fall hat in Längenfeld mittlerweile eine gemeindepolitische Dimension angenommen.

Eltern vor dem Kindergarten Längenfeld

ORF

Die Eltern kritisieren Vorgangsweise und Begründung der Gemeinde.

Martin Schöpf, Vater eines der betreuten Kinder, ist empört. „Eine Woche vor dem Ende der Kindergartens haben sie der Martha die Schlüssel abgenommen mit der Argumentation, sie sei eine physische und psychische Gefahr für die Kinder. Die Kinder haben keine Gelegenheit gehabt, sich zu verabschieden - ich finde das ist eine Frechheit!“

Eltern fühlen sich massiv brüskiert

Das Außergewöhnliche an diesem Fall: In Rage sind ausgerechnet jene Eltern, deren Kinder Martha betreut hat. Sie sehen keine Gefahr, im Gegenteil, verteidigt Petra Knor, eine der Mütter, die Pädagogin. „Im ganzen Konflikt hat man nie einen Wert darauf gelegt, was wir Eltern dazu für eine Meinung haben. Sondern man hat uns das Gefühl gegeben, dass uns die Kompetenz fehlt nach mehreren Jahren zu beurteilen, ob den Kindern die Betreuung gut tut oder nicht. Und das ärgert uns unglaublich!" Die Eltern kritisieren, dass sie nie befragt wurden.

Anfang Juli kam der Bürgermeister in den Kindergarten und erteilte der Pädagogin Hausverbot. Für Sabrina Grüner nicht nachvollziehbar: „Teilweise sind die Kinder weinend daheim gehockt und haben die Welt nicht mehr verstanden. Keiner hat sich verabschieden können, weder die Kinder noch die Eltern. Ich würde mein Kind jederzeit wieder von ihr betreuen lassen!“

„Gründe unterliegen der Schweigepflicht“

Laut Bürgermeister Ralf Schonger war akuter Handlungsbedarf gegeben. Inspektorinnen des Landes hätten bei der Kindergärtnerin gravierende pädagogische Mängel festgestellt - welche, das falle unter die Verschwiegenheitspflicht. „Es sind einige Vorwürfe in den Expertisen der Kindergarteninspektorinnen enthalten und aufgrund dieser Vorwürfe haben wir in der Gemeinde Längenfeld ein Schreiben erhalten von der Landesregierung, worauf man kurzfristig reagieren musste.“

Angelegenheit spaltet den Gemeinderat

Der Gemeinderat hat die Dienstfreistellung mit einer Mehrheit beschlossen. Doch mittlerweile distanzieren sich die Oppositionslisten von der Vorgehensweise. Elf Mitglieder des 17-köpfigen Gemeinderats haben deshalb die letzte Sitzung aus Protest verlassen. Damit bekommt die Causa auch gemeindepolitische Brisanz.

Die betroffenen Mütter wollen mittels Anwalt gegen den Bürgermeister eine Amtsbeschwerde einbringen.