Ludwig Steiner ist tot

Der Ex-Diplomat und ÖVP-Politiker, unter anderem Staatssekretär und Nationalratsabgeordneter, Ludwig Steiner, ist tot. Der 1922 in Innsbruck geborene Steiner, der an den Verhandlungen zur Südtirol-Autonomie beteiligt war, starb am Sonntag im Alter von 93 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit.

Dies teilte am Montag ein Sprecher der Familie mit. Steiner war bereits in jungen Jahren politisch aktiv. So war er Mitglied der Widerstandsgruppe O5 gegen das NS-Regime.

Ludwig Steiner

APA/ROLAND SCHLAGER

Ludwig Steiner

Der am 14. April 1922 in Innsbruck geborene Ludwig Steiner schloss sich im Zweiten Weltkrieg der Widerstandsgruppe rund um den späteren Außenminister Karl Gruber an. Zu Kriegsende Anfang Mai 1945 eroberte diese Widerstandsgruppe Innsbruck und das Landhaus und machte somit den Weg frei für die amerikanischen Besatzer. Danach war er im Verhandlungsteam für den Pariser Vertrag, dem Ausgangspunkt für die Südtirol Autonomie. In den fünfziger Jahren nahm er als Kabinettschef von Bundeskanzler Julius Raab an den Verhandlungen teil, die schließlich zum Staatsvertrag führten.

Leiter des Lucona-Untersuchungsausschusses

Nach vielen Jahren im diplomatischen Dienst, kehrte Steiner 1979 als ÖVP-Nationalratsabgeordneter nach Wien zurück. Ende der achtziger Jahre leitete er den Untersuchungsausschuss zur Lucona Affäre, der unter anderem zum Rücktritt Karl Blechas als Innenminister führte. Steiner sagte, die Arbeit des Ausschusses habe vielen Agierenden in der Verwaltung gezeigt, dass ihr Wirken sehr wohl beobachtet werde und sie sich an die Gesetze zu halten hätten. Anfang der 2000er Jahre war Steiner Vorsitzender des Österreichischen Versöhnungsfonds zur Entschädigung ehemaliger NS-Zwangsarbeiter.

Ludwig Steiner ist unter anderem Träger des Großen Silbernen Ehrenzeichens der Republik Österreich, des Ehrenzeichens des Landes Tirol und des Verdienstordens des Landes Südtirol.

Land würdigt „couragierten Kämpfer“

Die Tiroler Landesregierung würdigte Ludwig Steiner als „couragierten Widerstandskämpfer“. „Ludwig Steiner lebte für Österreich (…) Bis kurz vor seinem Tod hat er sich unermüdlich als Zeitzeuge zur Verfügung gestellt. Mit dem Hinweis: ‚Dinge so darzustellen, wie sie sind, bei moralischen Bewertungen aber Zurückhaltung zu üben.‘ Seine hohe Kultur des Erinnerns stellte Ludwig Steiner auch als Vorsitzender des Österreichischen Versöhnungsfonds zur Entschädigung ehemaliger NS-Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen sowie als Vizepräsident des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes unter Beweis“, führte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) in einer Aussendung aus.

Beileid aus Südtirol

„Der Pariser Vertrag, die Grundlage der Südtirol-Autonomie, ist auch der Vertrag des Ludwig Steiner. Unser Land hätte ohne Menschen wie Steiner nicht diese positive Entwicklung genommen“, würdigte Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) Steiner.

Die Südtiroler Volkspartei trauere um ihr Ehrenmitglied Steiner. Parteiobmann Philipp Achammer meinte, der Verstorbene habe „die Geschicke der österreichischen Minderheit in Südtirol zu seinem Herzensanliegen gemacht und an maßgeblicher Stelle wesentlich zur positiven Lösung der Südtirolfrage beigetragen“.

ÖVP bedauert Verlust eines Gründungsmitglieds

Steiner habe die ÖVP, in deren Landesparteivorstand er über Jahrzehnte Mitglied war, als hochrangiger Funktionär mitgeprägt. Das Gründungsmitglied Steiner war „Zeit seines Lebens ein engagierter Gestalter und umsichtiger Richtungsgeber, der weit über die Parteigrenzen hinaus hohes Ansehen und tiefen Respekt genossen hat“, würdigte Parteiobmann Günther Platter und Landesgeschäftsführer Martin Malaun den Verstorbenen.

Die FPÖ Tirol würdigte Ludwig Steiner ebenfalls. „Mit Ludwig Steiner verliert die Republik einen großen Politiker und leidenschaftlichen Österreicher, der sich große Verdienste erworben hat“, so Landesparteiobmann Markus Abwerzger.

Außenminister Kurz zum Ableben Steiners

„Mit Ludwig Steiner hat uns ein herausragender Diplomat und Politiker der österreichischen Nachkriegsgeschichte verlassen“, zeigte sich Außenminister Sebastian Kurz zum Tod Verstorbenen betroffen.

Kurz würdigte Steiners außerordentliche Leistungen für die Freiheit und Unabhängigkeit Österreichs sowie die Autonomie Südtirols. „Ludwig Steiner bleibt durch seinen Widerstand gegen die Nationalsozialisten, seinen Beitrag zur Wiedererlangung der Unabhängigkeit und Freiheit Österreichs sowie seinen Einsatz für Südtirol ein Vorbild.“