Tag der Arbeitslosen: Taten gefordert

Anlässlich des Tages der Arbeitslosen am Donnerstag warnen das AMS und der ÖGB vor der steigenden Arbeitslosigkeit der Über-50-Jährigen. Die Oppositionspartei „Liste Fritz“ fordert von der Regierung ein Konjunktur-Paket und die Bereitstellung von mehr Geld.

AMS-Landesgeschäftsführer Anton Kern wies auf den starken Anstieg der älteren Personen über 50 hin. „Im ersten Quartal 2015 ist die Arbeitslosigkeit in diesem Bereich um 522 Personen angestiegen." Man erwarte sich so schnell keine Trendumkehr. Tirol ÖGB-Vorsitzender Otto Leist fordert indes eine neue Form der Wertschätzung älterer Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. „Für uns sind sie das verborgene Gold im Unternehmen. Leider ist diese Tatsache nicht bei den Unternehmern angekommen.“

Der Tiroler Arbeitsmarkt reagiere sensibel auf Umstände wie z.B. die Erhöhung des Pensionsalters oder die Öffnung des Arbeitsmarktes für Menschen aus den neuen EU-Statten. Vor allem Menschen ab 50, mit einer geringen Ausbildung, ausländischer Staatsbürgerschaft und gesundheitlichen Einschränkungen seien vermehrt von Arbeitslosigkeit betroffen.

Fast zehn Prozent mehr Arbeitslose ab 50

Im ersten Quartal 2015 stieg die Arbeitslosigkeit laut AMS in Tirol um 4,1 Prozent oder 943 Personen auf 23.704. Besonders davon betroffen waren ältere Personen über 50 (+9,6 Prozent oder +522), Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft (+8,1 Prozent oder +419) und Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen (+15,3 Prozent oder +692). Die Arbeitslosenquote Tirol gesamt lag 2015 in den ersten drei Monaten bei 6,8 Prozent, im Jahr zuvor bei 6,6 Prozent. Bei der Gruppe 50 plus lag sie heuer bei 7,6 Prozent, im Vorjahr bei 7,4 Prozent.

ÖGB fordert Respekt vor Erfahrung

Ältere seien „das verborgene Gold im Unternehmen“, so Leist über eine ÖGB-Kampagne. Es gebe kaum alternsgerechte Arbeitsplätze und auch kaum Bereitschaft, Menschen über 50 anzustellen oder weiter zu beschäftigen. Gefordert sei Respekt im Umgang mit älteren Arbeitnehmern, auch weil diese ein großes Erfahrungswissen hätten, so der ÖGB-Chef.

Der ÖGB-Chef erneuerte seine Forderung nach einem Bonus-Malus-Systems. Dieses sehe vor, dass Unternehmen mit überdurchschnittlich vielen älteren Beschäftigten einen Bonus erhalten, mit dem sie z.B. Investitionen in alternsgerechte Arbeitsplätze finanzieren könnten. „Zur Finanzierung dieses Bonus sollen diejenigen Firmen etwas beitragen, die zu wenige Ältere beschäftigen“, so Otto Leist. Parallel dazu müsste es Gesundheitsmaßnahmen geben. Ziel sei, die Arbeitsaufgaben und die Arbeitsorganisation dem Alter der Beschäftigten anzupassen.

Lohnkostenzuschuss für Ältere

Im Zusammenhang mit dem Tag der Arbeitslosen verwies AMS-Geschäftsführer Anton Kern auf die „Beschäftigungsinitiative 50+“: Mit der betrieblichen Eingliederungsbeihilfe biete das AMS Betrieben, die auf das Know-how und die Berufserfahrung Älterer setzen, eine finanzielle Unterstützung in Form eines Zuschusses zu den Lohn- und Lohnnebenkosten.

Liste Fritz: Land bei älteren Arbeitnehmern säumig

Die „Liste Fritz“ forderte am Donnerstag in drei Bereichen Schritte gegen die Arbeitslosigkeit. Erstens sollte das Land als größter Arbeitgeber mehr Ärzte und Pflegekräfte in Spitälern, Heimen und Sozialsprengeln anstellen, auch für die Kinderbetreuung werde Personal gebraucht. Zum Thema Arbeitslosigkeit ab 50 sei die Landesregierung selbst säumig. Wenn das Land selbst kaum Über-40-Jährige einstellt, brauche es nicht die Privatwirtschaft dazu auffordern. Von den Neueinstellungen beim Land waren laut Andrea Haselwanter-Schneider 2014 mehr als 80 Prozent unter 40-Jährige.

Land soll Konjunktur ankurbeln

Die Landesregierung solle außerdem die Konjunktur durch Fördermaßnahmen ankurbeln. Durch Photovoltaik-Förderungen an Private z.B. in der Höhe von 157.000 Euro könnten weitere Investitionen von 10 bis 12 Millionen Euro ausgelöst werden und in regionalen Betrieben Arbeitsplätze geschaffen und gesichert werden, sagt Andrea Haselwanter-Schneider.

Die Katholische Jugend und die junge Caritas machten Donnerstagmittag mit einer Slackline-Aktion in der Maria-Theresienstraße in Innsbruck auf die Problematik jugendlicher Arbeitsloser aufmerksam.