Wildschönau: Tourismusgemeinde ohne Arzt

Ab Juni wird es in der Wildschönau keinen Arzt mehr geben. Zwei Allgemeinmediziner gingen in Pension, der dritte hört Ende April auf. In Zeiten der Hochsaison seien damit bis zu 12.000 Menschen unversorgt, so der Wildschönauer Bürgermeister, der an die Verantwortlichen appelliert.

Der Wildschönauer Bürgermeister Rainer Silberberger ist zutiefst besorgt. Seit Jahren habe man darauf hingewiesen, was auf das Hochtal zukommen wird. Jetzt sei die Wirklichkeit eingetreten, so Silberberger.

Bürgermeister spricht von Katastrophe

Zwei Landärzte traten in den Ruhestand. Der letzte verbliebene Arzt im Ortsteil Niederau, der sich nach eigenen Angaben „vor Patienten nicht mehr retten kann“, hat bereits alle Verträge mit der Tiroler Gebietskrankenkasse gekündigt. Er wird mit Ende April aufhören, es sei ihm zuviel geworden, sagt er.

Eine Tourismusgemeinde steht ab Juni ohne praktischen Arzt da, so Bürgermeister Rainer Silberberger: „Die Gemeinde Wildschönau hat 4.200 Einwohner. Hinzu kommen 8.000 Gästebetten. Wenn wir ausgebucht sind, gibt es im Ort mehr als 12.000 Personen. Man kann das noch gar nicht nachvollziehen, welche Auswirkungen das hat, wenn wir keinen Arzt mehr haben. Das ist eine Katastrophe. Die umliegenden Arztpraxen werden Aufnahmestopps machen. Die können das nicht auffangen. Dann müssen wir in die Ambulanz des Krankenhauses Kufstein und die sind jetzt schon überfüllt.“

Unregelmäßiger Dienst schreckt ab

Silberbergers Kritik richtete sich an alle Seiten, auch an die Tiroler Gebietskrankenkasse, die den gesetzlichen Auftrag hat, die ärztliche Grundversorgung zu garantieren. Warum kein Arzt in die Wildschönau will, hänge laut Bürgermeister großteils mit dem unattraktiven Dienst zusammen: „Die Landarztpraxen müssen einen wechselnden Wochenend- und Feiertagsdienst machen. Und bei uns in der Wildschönau ist das jedes zweite Wochenende. Das ist glaube ich eine große Hürde. Wenn wir ein Dienstrad mit den Nachbargemeinden machen, dann wäre der Wildschönauer Arzt nur jedes fünfte oder sechste Wochenende dran.“ Das könne aber nur die Landespolitik entscheiden, so Silberberger.

Am 17. April wird es ein Gespräch mit Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) geben. Tilg wollte sich im Vorfeld aber noch nicht äußern. Der Direktor der Tiroler Gebietskrankenkasse (TGKK) Arno Melitopulos räumte hingegen ein, aktuell mit Interessenten im Gespräch zu sein. Er hoffe den Ärztenotstand in der Wildschönau in den Griff zu bekommen, so Melitopulos. Man habe schon aussichtslosere Stellen besetzen können und jene in der Wildschönau sei durchaus attraktiv, meinte der Direktor der TGKK.

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