Extreme Eifersucht schafft extremes Leid

Bei vielen Verbrechen ist Eifersucht das auslösende Motiv. In Paarbeziehungen kann die Eifersucht so extreme Ausprägungen haben, dass Partner zu Gewalttätern werden, das Gegenüber verletzen oder töten. In unserem Schwerpunkt „Bewusst gesund“ geht es deshalb auch um die Eifersucht.

Reinhard Haller ist Psychiater mit den Schwerpunkten Sucht und Kriminologie. Bei Verbrechen ist häufig Eifersucht das Tatmotiv, sagt er. „Die Eifersucht macht keine Organschäden, aber sie ist emotional gesehen eine unglaubliche Macht, die den Menschen, die Beziehungen, das soziale Leben in hohem Maße beeinflusst und beeinträchtigt. Ich glaube, wir dürfen das nicht unterschätzen. In unserer Gesellschaft ein Lieblingswort ist ‚cool‘, es suggeriert, dass wir abgebrüht sind und nicht verletzlich, aber in unserem Inneren sieht es ganz anders aus. Hier spielt die Eifersucht eine ganz maßgebliche Rolle.“

Unausgesprochen werden Gefühle dominant

Wenn Eifersuchtsgefühle weder mit dem Partner noch mit anderen Menschen besprochen werden, die Gefühle immer mächtiger werden und in Kontrolle ausarten, könne daraus ein krankhafter Eifersuchtswahn entstehen, sagt Reinhard Haller. „Eifersucht ist immer auch eine Frage des Selbstwertes. Wenn man Minderwertigkeitskomplexe hat, wenn man ganz angewiesen ist auf die Zuwendung von jemand anderem, dann entsteht Eifersucht. Und sie nimmt den Weg wie jede Suchterkrankung. Sie ist am Anfang eher in einer leichteren Form vorhanden, schlussendlich nimmt sie das gesamte Denken, Fühlen und Wollen eines Menschen gefangen, und kann sich letztlich zu einem Chaos, zu einem Orkan ausweiten!“

Eifersucht in Paarbeziehungen

„Bei den circa 100 Tötungen, die es in Österreich gibt, sind zwei Drittel Beziehungsdelikte. Und von diesen ist mindestens die Hälfte auf Eifersucht zurückzuführen. Eifersucht spielt eine ausnehmend wichtige Rolle“, so Haller.

Eine Paarbeziehung ganz ohne Eifersucht sei fast unmöglich - in jedem von uns schlummern Eifersuchtsgefühle, erklärt der Vorarlberger Psychiater. „Die Eifersucht ist nichts anderes als die Angst, zu verlieren, was man braucht oder liebt. Und diese Angst ist eine Urangst und in jedem Menschen vorhanden.“

Auch bei Eifersucht gilt: Reden hilft

Haller trennt ganz klar zwischen der harmlosen Eifersucht und der krankhaften. „Die Dosis macht das Gift“, sagt der Psychiater. Es sei in diesem Fall besonders wichtig, dass man drüber spreche, dass man die negativen und schambesetzten Gefühle transparent mache. „Damit verlieren sie ein Stück weit ihren Schrecken.“

In schweren Fällen sei es ratsam, professionelle Hilfe aufzusuchen. An der Innsbrucker Klinik gibt es eine eigene Eifersuchtsambulanz. Denn es sei evident, so Haller, dass extreme Eifersucht auch extremes Leid hervorrufen könne und in der Gesellschaft zu oft unterschätzt und verharmlost werde.

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