VCÖ sieht drastischen Wandel beim Verkehr

Laut dem Verkehrsclub Österreich steht der Verkehr vor dem größten Wandel seit Beginn der Massenmotorisierung. Öffentlicher Verkehr, Fahrrad, Carsharing und zu Fuß gehen würden mehr Bedeutung finden. Das Elektroauto werde an Bedeutung gewinnen.

Einer der Trends der Gegenwart, und das belegen auch aktuelle Zahlen, ist die Urbanisierung. Die Städte wachsen weiter und produzieren damit auch mehr Verkehr. Weil es für diesen nicht endlos Platz gibt, steigen gerade in den Städten immer mehr Menschen auf das Fahrrad und Öffentliche Verkehrsmittel um, oder gehen einfach zu Fuß. In Innsbruck wird bereits die Hälfte der Alltagswege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt, die Tendenz ist steigend.

Auto als Statussymbol am absteigenden Ast

Weil man zudem viele Daten vom Öffentlichen Verkehr auch über das Handy abrufen kann und damit auch Tickets kaufen kann, legt dessen Nutzung zu. Bettina Urbanek vom VCÖ sagt, bei den Jugendlichen sei zu bemerken, dass es einen sehr starken Trend gebe, Öffentlichen Verkehr zu verwenden, wenn das Angebot gut sei. Das Auto als Statussymbol verliere zunehmend an Bedeutung und werde abgelöst.

Einen zunehmenden Trend ortet der VCÖ auch bei der Nachfrage nach Leihrädern und Carsharing. Ein Carsharing-Auto kann laut VCÖ bis zu 15 herkömmliche Autos ersetzen. Gerade im ländlichen Raum habe Carsharing Zukunft, denn hier gebe es viele Zweitautos, die selten genutzt würden und unter der Bevölkerung der Gemeinde geteilt werden können. In Tirol gibt es rund 70.000 Zweitautos, die im Schnitt nur 9.000 Kilometer pro Jahr gefahren werden.

Seniorengerechtere Verkehrsplanung

Die zweite große Umwälzung bringt die steigende Lebenserwartung der Menschen. Im Jahr 2030 wird es in Tirol 127.000 Menschen geben, die älter als 70 Jahre alt sind. Das bedingt breitere Gehsteige, um Wege mit dem Rollator zurücklegen zu können und längere Grünphasen für die Fußgängerampeln um auf das geänderte Gehtempo Rücksicht zu nehmen.

Auch der Klimawandel beeinflusse den Verkehr laut dem Verkehrsclub stark. Er führe dazu, dass extreme Wetterereignisse, wie Stürme, extreme Niederschläge und Hitze, zunehmen werden. Die Verkehrsinfrastruktur sei massiv betroffen. Zusätzlich erreichten viele Landes- und Gemeindestraßen ein Alter, bei dem eine Generalsanierung nötig ist. Auf Bundesländer und Gemeinden würden hohe Kosten zukommen. So wie es Energiesparhäuser gebe, werde in Zukunft der Bedarf nach Verkehrssparhäusern steigen. Das seien Häuser mit gut ausgebautem öffentlichen Verkehr in der Nähe und einem rad- und gehfreundlichen Umfeld.

Elektroautos stecken noch in Kinderschuhen

Die Zukunft, so der VCÖ, gehört im motorisierten Verkehr schließlich der E-Mobilität, die auch in Tirol noch in den Kinderschuhen stecke. In Tirol sind derzeit nur 200 Elektroautos zugelassen.

„Mobilität im Wandel“ heißt auch das Motto des diesjährigen Mobilitätspreises, an dem jeder mit einer zukunftsweisenden Idee zur Bewältigung des Verkehrs teilnehmen kann. Einsendeschluss ist der 30. Juni.

SPÖ sieht Handlungsbedarf in Innsbruck

Durch den Bericht des VCÖ, sieht sich SPÖ-Klubobmannstellvertreter LA Thomas Pupp bestätigt: „Wir haben vor wenigen Wochen Kopenhagen besucht. Die dänische Hauptstadt hat eines der weltbesten Radwegekonzepte und gilt als Vorbild für viele Städte. Viele dieser Ideen wären auch für Innsbruck 1:1 umsetzbar."

Parallel zur Regionalbahn könnten jetzt schon die Radwege als wichtige Verkehrsadern miteingeplant und trassiert werden, so Pupp weiter. Darüber hinaus könnte die Stadt für mehr „Parkhäuser für Räder“ sorgen. Auch im Wohnbau sollte dem Rad als unabdingbares Verkehrsmittel ein entsprechender Stellenwert eingeräumt werden. Ziel könnte sein – so wie in Kopenhagen - dass nahezu 40% des gesamten Berufs- und schulischen Verkehrs in Zukunft ganzjährig mit dem Rad zurückgelegt werden. Dass daraus ein Mehrwert für Gesundheit und Umwelt resultiert, liegt auf der Hand, so Pupp.